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Margot Cohen

Die Flucht in die Niederlande


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Nach dieser Nacht beschlossen meine Eltern, dass es sicherer wäre, wenn sie mich und meine Bruder Herbert nach Holland schicken würden; selbst wenn es bedeutete, dass wir von ihnen getrennt sein würden. Sie fingen an zu planen, und da Goch so nah an der holländische Grenze lag, konnten die Pläne schnell umgesetzt werden. Bevor wir wussten, was geschah, hatte meine Mutter schon zwei kleine Taschen für jeden von uns gepackt und sagte wieder  und wieder, dass wir keine Angst haben müssten. Sie erzählte uns, dass sie uns so schnell wie möglich abholen würden, um dann gemeinsam nach England zu gehen.

Mein Vater brachte uns zum Bahnhof und half uns in den Zug zu steigen. Er küsste und drückte uns zu hart. Er sagte, dass er uns bald wieder sehen würde. Als der Zug den Bahnhof verließ, winkten und winkten wir, bis wir sie nicht mehr sehen konnten. Dann drehten wir uns um. Herbert hatte mich zu Hause immer geärgert. Aber nun saß er nur neben mir und drückte meine Hand. Ich wollte nicht weinen. Es wäre mir auch fast gelungen, aber Tränen liefen mir die Wangen runter, als ich ein besonderes Gebet namens Shema betete.

Bahnhof Goch 1908

Gocher Bahnhof um 1908

Vom Bahnhof Goch aus fuhren Margot sowie ihr Bruder Herbert
und der Cousin Erich Cohen Richtung Nimwegen.
(B1)








Herzogenstraße 8

Gocher Bahnhof 1908

Jedes Kind konnte nur einen kleinen Koffer für all seine Besitztümer mitnehmen
(B2)


Eric und Herbert Cohen

v.l.n.r.:
Margots Bruder Herbert*
und ihr Cousin Erich Cohen aus Kaldenkirchen
(B3)

Als die Eltern die Flucht von Margot und Herbert in die Niederlande beschlossen, entschied sich auch Margots Onkel Abraham Cohen aus Kaldenkirchen, seinen Sohn Erich gemeinsam mit  seinem Cousin und seiner Cousine in die Niederlande zu schicken. Ein befreundeter Viehhändler namens Gerhard Vondermans und seine Tochter wollten  die Kinder über die Grenze bringen. Beim ersten Versuch wurden sie von der Grenzpolizei erwischt und zurückgeschickt. Später gelang ihnen die Flucht und sie wurden einige Tage bei ihrem Onkel Jaap de Wijze in Nimwegen untergebracht. Anschließend kamen sie in das Kinderflüchtlingsheim Soesterberg.






Dateiname:
mc_04.html
Datum:
22.05.2015
Erstellt von :
R. Warrener
Text von:
Tamara Eichhofer und Alessandra Crotty - nach Judy Hoffman, Joseph and me, In the Days of the Holochaust, KTAV Publishing Company Inc., 1979, ISBN 0-87068-655-0
Sprachaufnahmen
Sprachaufnahme: Tamara Eichhofer, Bearbeitung der Spachaufnahmen: Alessandra Crotty
Fotografien:
B1 - StAG - Bahnhof Goch
B2 - Bildsammlung R. Warrener (fotografiert im Museum Westerbork)
B3 -  Herbert* und Erich Cohen ( aus einem Bild des Jüdisch Historischem Museum in Amsterdam JHM-00004527_b)

* Aufgrund der Ähnlichkeit ist zu vermuten, dass es sich auf dem Foto um Herbert Cohen handelt.