Die Aussiedlungsaktion
Bis zum 29. April 1942 hatten bereits mehrere "Aussiedlungsaktionen"
stattgefunden. Ca. 50.000 Personen waren mit Transporten aus
Litzmannstadt deportiert worden. Angeblich um weiter im Osten
angesiedelt zu werden und dort neue Arbeitsplätze zu erhalten.
Am 29. April 1942 wurde mit der Bekanntmachung 380 die
Aussiedlung der Juden aus dem Altreich, Luxemburg, Wien und Prag
bekanntgegeben. (Q5 - S. 154-155).
Zu dieser Gruppe zählten auch die Düssedorfer Juden. Mitgenommen werden
durften nur 12,5 KG Gepäck pro Person. Die Abfahrt
sollte ab dem 4. Mai erfolgen.
Auch Hannelore, Herbert und Hertha
Brünell erhielten die Aufforderung, sich für die Aussiedlung mit einem
der nächsten Transporte am Zentralgefängnis einzufinden. Insgesamt
wurden 479 Männer Frauen und Kinder des Düsseldorfer Transports
"ausgesiedelt", darunter 12 Jugendiche bis 20 Jahre und 16 Kinder.
Als sie vom Zentralgefängnis zum Bahnhof Radegast geführt
wurden, nahm man
ihnen dort ihr Gepäck und selbst die Eheringe ab. Nur Brot und andere
Lebensmittel durften sie mitnehmen. Sie wurden aufgefordert, die Hände
hochzunehmen, damit sie nichts anderes in der Hand halten und mitnehmen
konnten. (Q5 - S. 164 ff.)
Wie eine derartige Aktion ablief und wie die Bewohner diese
Aktion bewerteten erfährt man aus dem unten stehenden Bericht von Gary
Günter Wolff:
"... Einmal ... da war wieder eine Selektion
und sie ergriffen mich ... und setzten mich auf einen LKW. Und ... mein
Vater ...er war ein Held ... wirklich, er war ein Held. Mein Vater
sprang auf den SS-Mann zu und sagte ... er trug das selbe Eiserne Kreuz
und Verwundungsabzeichen [Orden aus dem Ersten Weltkrieg], die mein
Vater hatte. Und ich erinnere mich an die Worte 'Kamerad, das ist mein
Sohn [...]'. Und er guckte auf die Orden und er guckte auf ihn ... und
er sagte: 'OK, runter.' Er hätte auch sagen können 'In Ordnung, du
gehst mit ihm' ... Und ... das war der wichtigste Moment meines Lebens.
Aber ... man kann über diese Dinge reden, aber diese Angst, ich meine,
was mit deinem Körper passiert, dein Blutdruck, dein Magen, dein ...
ich weiß nicht, wie man es irgendjemanden erklären könnte, der es nicht
erfahren hat. Ich stelle mir vor, dass man das gleiche Gefühl hat, wenn
man vor einer Wand steht und jemand richtet eine Waffe auf dich ..."
(Q8 - S. 21)
Kinder auf dem Weg zur "Aussiedlungsaktion"
(B1)
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