Wohnen im Ghetto
Als
der Zug in Litzmannstadt ankam, war es bitter kalt. Die "Düsseldorfer"
mussten einen langen Weg vom Bahnhof Radegast bis zu den Unterkünften
zurücklegen. Sie wurden zunächst in zwei Schulgebäuden in der
Fischstraße 15 und 21 (heute Rybna) untergebracht. 60-70 Personen
wurden in je einem Schulzimmer einquartiert. Man fand keine Einrichtung
vor. Es gab zunächst nur kahle Räume. So musste man anfänglich auf dem
kahlen Boden liegen. Erwin Liffmann aus Mönchengladbach berichtet nach
dem Krieg über die Wohnbedingungen (Q5-S.87-89):
"Jung und alt, Frauen, Mädchen, Männer und
Kinder, keiner wollte sich
zunächst ausziehen, so schlief man mit 80 Personen in einem Raum, wie
die Sardinen zusammengepfercht, auf dem Boden in den Kleidern."
(Q7 - S. 516)
"Wir sind untergebracht worden in einer
Schule, ca 70 Personen in einer
Schulklasse auf dem nackten Fußboden [ein] Nagel, wo man was dran
aufhängen konnte, war auch schon da. [...] Die Wasserversorgung war
eine Pumpe auf dem Hof, für rund tausend Leute. Die sanitären
Einrichtungen bestanden aus einer Reihe Toiletten, natürlich
Plumpsklos, aus denen die Türen schon verbrannt waren in den kalten
Wintern. Und das war´s dann." (Q9-S.
22)
Nach einiger Zeit gelang es einigen Personen, die
Sammelunterkunft zu
verlassen und bei Verwandten oder Bekannten in einer Privatunterkunft
zu wohnen. Auch dort teilte man sich ein Zimmer mit sieben bis acht
Personen
(Q5-S.90-91). Der Familie Brünell muss es
gelungen sein, eine derartige
Unterkunft zu finden. Sie wohnten dann in in der Hohensteinerstraße 70
(Q10).
Das Ghetto war von einem Zaun umgeben und
von der restlichen Stadt abgetrennt (Lodz).
(B1)
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