KZ Stutthof - "Es war die Hölle"
Im August 1944 hatte die Familie
Devries bereits mehr als zweieinhalb Jahre im Ghetto Riga unter den
widrigsten Umständen überlebt. Die sowjetischen Truppen rückten immer
näher. Aus diesem Grunde wurden am 6. August 1944, 6 Tage nach Hildes
21. Geburtstag, viele Insassen des Ghettos Riga per Schiff ins KZ
Stutthof bei Danzig überführt. Ruth, Hilde und ihre Mutter gehörten
auch dazu. Diese Veränderung stellte für die Familie aber keine
Verbesserung dar, sondern die Zustände verschlimmerten sich noch.und
der schlechten hygienischen Bedingungen durch Krankheiten wie Typhus
bedroht.
„ ... Es war die Hölle! Wir sind verschmachtet
nach Wasser.
Die Toiletten und Waschräume zu benutzen, war kaum gestattet. In langen
Reihen mussten wir dafür anstehen und Qualen erleiden. Wir hatten nur
ein Hemd und eine Hose. Es gab Prügel dabei. Um 9 Uhr morgens gab’s
bereits Mittagessen, 1/2 Liter Suppe, eine rostige Schüssel für zwei
Personen. Den Löffel hatten sie uns auch abgenommen und es war
nicht anders möglich, als das man etwaige Kartoffeln- oder Möhrenstücke
mit dem Finger herausfischte. Es war dann eine lange Zeit zum
Hungerleiden bis zum Abend. Dann gab’s ein kleines Stückchen Brot mit
Aufstrich. Im Übrigen mussten wir dort den ganzen Tag Appell stehen von
morgens 5 bis abends 7. Todmüde, kalt und hungrig schliefen wir zu 4
Frauen in einem schmalen Bett ohne eine Decke. Flöhe, Wanzen, Läuse –
alles war da zu unserer Qual. Typhus und Ruhr, Dyphtherie, Geschwüre in
rauen Mengen. Die Menschen starben weg. Die Frauen wurden von den
SS-Weibern und Sträflingen blutig geschlagen, totgeschlagen. Auch ließ
man Frauen nach einem heißen Bad stundenlang nackend draußen in eisiger
Kälte stehen. Viele wurden irrsinnig.“ (Bericht, Erna Valk, Q13)
Baracken für die Gefangenen
im Hintergrund die Kommandatur
(B1)
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