Nachdem Hitler 1939 durch den Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg ausgelöst hatte, verschlechterte sich die Lage der Juden in Deutschland und im besetzten Polen erheblich. In Polen und später in der Sowjetunion begannen die Nationalsozialisten mit der planmäßigen Ermordung von Juden. Aus allen von den Deutschen eroberten Ländern wurden Juden in die Vernichtungslager deportiert. Im Herbst 1941 wurden auch die ersten 5 Gocher Bürger in das Ghetto Litzmannstadt verschleppt:
Kurze Zeit später erfolgte am 10.12.1941 eine zweite Deportation von 11 Gochern ins Ghetto Riga.
Die Deportation führte nicht nur für die Verschleppten zum Tod sondern auch vermutlich auch für zwei noch in Goch lebende ältere Personen. Josef Bruch verstarb sechs Tage nachdem seine Tochter und ihre Familie nach Riga deportiert worden war im Alter von 66 Jahren. Ebenso verstarb am 5.3.1942 Jenny Jacobs, die zuvor von ihrer Haushälterin Henriette Rosenbaum gepflegt wurde. Ohne deren Hilfe war sie sicherlich hilflos. Sie verstarb im Alter von 86 Jahren. In Goch lebten nach dem Tod der soeben genannten noch 4 Mitglieder der israelitischen Gemeinde. Am 24.7.1942 wurden 3 betagte Gocher Bürger ins Ghetto Theresienstadt gebracht.
Goch wurde danach als "judenfrei" bezeichnet. Tatsächlich konnte sich aber noch ein Jude namens Otto Mayer, der mit einer Christin verheiratet war, bis 1945 in Goch verstecken und entkam so dem Konzentrationslager. Er starb allerdings bei dem großen Bombenangriff auf Goch am 7.2.1942. Die 1941 nach in Goch verblieben 22 Bürger, von einer im Jahre im Jahre 1932 noch 75 Personen zählenden Gemeinde, wohnten aufgrund von "Zusammenenlegungen" in insgesamt drei Wohnungen. Eine ältere Witwe, Jenny Jacobs, und ihre Haushälterin Henriette Rosenbaum sowie ein in einer "Mischehe" mit einer Christin lebender Gärtner, Otto Mayer, waren von dieser Ghettoisierung ausgenommen. In diesem Jahr mussten alle Juden Vermögensverzeichnisse (siehe Originale von Karl Sternefeld und Else Cohen) aufstellen, die über den Gocher Bürgermeister Kaut an die Gestapo weitergeleitet wurden. Jedes Taschentuch, Unterwäsche, Konten und Sparguthaben mussten aufgeführt werden. Diese Aufstellung war eine erste Vorbereitung für die Deportation. Der Gocher Bürgermeister, Josef Kaut, erhielt von der Düsseldorfer Gestapo die Bestimmungen für die "Evakuierung der Juden aus Goch". Das Schreiben mit den Formalitäten für die Deportation betraf nur ein Blatt von fast 500 Seiten der Akte "Judenbewegung", die ausschließlich Vorgänge über die staatliche Verfolgung der Juden in Goch enthielt. Meist ein Tag vor dem festgesetzten Termin erschienen zwei Polizeibeamte und überführten die auf der jeweiligen Deportationsliste aufgeführten Personen zu der jeweiligen Sammelstelle. Man durfte nur sehr wenig mitnehmen: Zahlungsmittel bis zu 100- RM, ein Koffer bis zu 50 KG, vollständige Bekleidung, Bettzeug mit Decke, Verpflegung für mehrere Tage. Insgesamt durfte nicht mehr mitgenommen werden als das, was man auf einem kurzen Marsch tragen durfte. Wertpapiere, Devisen, Sparkassenbücher sowie Wertsachen jeder Art und Lebensmittelkarten durften nicht mitgeführt werden. Das Vermögen der zu evakuierenden Juden wurde beschlagnahmt. Die Vermögenswerte wurden größtenteils dem Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS übergeben, das für die "Verwaltung und wirtschaftliche Nutzung der Lager" zuständig war. Außerdem trieben die Finanzbehörden sämtliche Schulden ein und kassierten die Lebensversicherungen. So musste die "Gothaer Lebensversicherungsbank die von Karl Sternefeld eingezahlten Prämien den zuständigen Behörden überlassen. Auch andere Gocher Bürger, die Schulden bei Karl Sternefeld hatten, bekamen im Laufe der Zeit einen Bescheid, dass sie die ausstehenden Beträge an die Finanzkasse zu zahlen hätten. Insgesamt handelte es sich um einen Betrag von 44.000 Reichsmark. Karl Sternefeld entstammte einer reichen Fabrikantenfamilie, die Miteigentümer der Gocher Lederwerke waren. Gewinne wurden auch durch den Verkauf des Hausrats erzielt. Diese gingen in Goch an die "Nationalsozialistische Wohlfahrt". Wahrscheinlich hatte der Verkauf des Hausrats den Charakter eines heutigen Trödelmarktes. Wussten die Käufter, warum sie die Waren zu so stark verbilligten Preisen erhielten? Quelle:
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Deportation am 26.10.1941 in das KZ Litzmannstadt
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Friedrich Bruckmann +5.12.1944 Dachau |
Jenny Bruckmann verschollen Stutthof |
Rosa Bruckmann verschollen Stutthof |
Emil Meyer verschollen Stutthof |
Gideon Meyer für tot erklärt Riga |
Grete Meyer nach Goch zurückgekehrt |
Edith Meyer für tot erklärt Riga |
Henriette Rosenbaum verschollen Riga |
Walter Valk nach Goch zurückgekehrt |
Erna Valk nach Goch zurückgekehrt |
Sibilla Bruch verschollen Auschwitz |
Dateiname: | deportation.htm |
Datum: | 23.03.2011 |
Erstellt von: | Ruth Warrener |
Fotografien: | Stadtarchiv Goch |