Familie Isaak Sternefeld

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Textquelle

Genealogische Daten zur Familie Sternefeld

Ausführlicher Stammbaum der Familie Sternefeld

Mühlenstr. 47

Isaak Sternefeld war Mitinhaber und von 1909 bis 1925 Geschäftsführer der Gocher Lederwerke. Diese befanden sich in der Herzogenstraße (heute Bereich vor dem Hochhaus). Ab 1900 leitete Isaak Sternefeld den Kreditverein und als Vorsitzender ab 1920 die AOK. Darüber hinaus war er Stadtverordneter der ersten Klasse und Mitglied der Finanz- und Verwaltungskommission. Neben seinen beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten war er auch in Vereinen tätig, so z.B. im Gocher Kriegerverein und als Ehrenmitglied im Turnverein der Stadt Goch (1). Er ist 1928 in Goch gestorben. Isaak und seine Frau Mathilde hatten vier Söhne.

Der älteste Sohn Hugo ist im 1. Weltkrieg gefallen.

Karl Sternefeld besuchte als Kind ein Internat für Behinderte in Sam/Koblenz. Er war ledig und ohne Berufsausbildung. Karl Sternefeld interessierte sich besonders für ferne Länder und Reisebeschreibungen aus aller Welt. Wie man dem Vermögensverzeichnis entnehmen kann, besaß er 75 Reisebücher bzw. Reisebeschreibungen. Nach dem Tod der Eltern 1928 bzw. 1929 lebte er weiter in der Mühlenstraße 47 und bis zu ihrem Lebensende 1940 führte die jüdische Witwe Fanny Badmann (s.u.) seinen Haushalt. Wann er von dort in die jüdische Sammelwohnung Herzogenstraße 36 zog, ist nicht bekannt. 1938 lebte er laut Verzeichnis der israelitischen Gemeinde Goch noch in der Mühlenstraße. In dieser Sammelwohnung in der Herzogenstraße lebten auch die Familie Valk und Jakob sowie Rosetta Stern. Spätestens Anfang 1940, als er wie alle anderen Juden, sein Radio abgeben musste, ist seine Anwesenheit in der Herzogenstraße 36 dokumentiert.


Karl Sternefeld wurde während des Novemberpogroms verhaftet und vom 17.11.1938 bis zum 10.1.1939 im KZ Dachau inhaftiert. Er kehrte nach Goch zurück und wurde am 26.10.1941 ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. Von dort wurde er wie fast alle Gocher am 6. Mai 1942 nach Chelmno deportiert und vergast. Die einige Ausnahme bildete damals Adolf Devries, der aufgrund seiner Leistungen im Ersten Weltkrieg von dieser Deportation zurückgestellt worden war. Vor der Deportation mussten die jüdischen Mitbürger genauestens ihre Besitzverhältnisse offen legen und Vermögensverzeichnisse erstellen. In diesen wurde selbst die Anzahl der Socken aufgeführt. Da sein Vater Fabrikbesitzer gewesen war, verfügte Karl Sternefeld über ein Vermögen von ca. 178.000 Reichsmark. Als er deportiert wurde, musste er alles zurücklassen. Er durfte laut Evakuierungsbescheid nur 100 RM, einen Koffer, Bekleidung und Verpflegung für 8 Tage mitnehmen.

Das Vermögen der zu evakuierenden Juden wurde beschlagnahmt. Die Vermögenswerte wurden größtenteils dem Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS übergeben, das für die "Verwaltung und wirtschaftliche Nutzung der Lager" zuständig war. Außerdem trieben die Finanzbehörden sämtliche Schulden ein und kassierten die Lebensversicherungen. So musste die "Gothaer Lebensversicherungsbank die von Karl Sternefeld eingezahlten Prämien den zuständigen Behörden überlassen. Auch andere Gocher Bürger, die Schulden bei Karl Sternefeld hatten, bekamen im Laufe der Zeit einen Bescheid, dass sie die ausstehenden Beträge an die Finanzkasse zu zahlen hätten. Insgesamt handelte es sich um einen Betrag von 44.000 Reichsmark 1).

Gewinne wurden auch durch den Verkauf des Hausrats erzielt. Diese gingen in Goch an die "Nationalsozialistische Wohlfahrt". Wahrscheinlich hatte der Verkauf des Hausrats den Charakter eines heutigen Trödelmarktes.

Sein Bruder Paul ist nach Südamerika ausgewandert und um 1950 nach Deutschland zurückgekehrt. Er ist in Kleve 1975 verstorben und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Goch begraben.

 

Quelle:
1) Reinhard Schippkus, Vor 50 Jahren wurden die ersten Gocher Juden in Lager und Ghettos deportiert, in: Kalender für das Klever Land, 1993, S. 31-35

 

Nachname

Vorname

Geburtsort u. - datum

Gest., Ort

Straße

verheiratet

Kinder

Bemerkungen

STERNEFELD

Karl

9.6.1888 Goch

7.5.1942 Vernichtungslager
Chelmno

Mühlenstr. 47
Herzogenstr. 36

ledig

  • Besuchte als Kind ein Internat für Behinderte in Sarn/Koblenz. Wohnte ab 1939/1940 mit seiner Haushälterin Fanny Badmann bei der Familie Valk und den Geschwistern Stern in der Sammelwohung Herzogenstraße 36.
  • Wurde nach der Reichspogromnacht inhaftiert und kam für einige Zeit ins KZ Dachau (17.11.1938-10.1.1939)
  • Deportation nach Litzmannstadt am 26.10.1941. Am 6.5.1942 nach Chelmno deportiert. Am 7.5.1941 vergast.

 

k

STERNEFELD

Paul

9.2.1900 Goch

4.2.1975 Kleve

 

ledig

Kaufmann,

Verzog am 30.12.1936 nach Frankfurt /a.M. Emigrierte nach Südamerika. Lebte dort durch Verkauf mit einem Bauchladen. Wiedereinbürgerung 1950. Von seinem Ersparten machte er eine Lehre in Kleve. Wohnte in Kleve und ist in Goch begraben.

e

BADMANN
geb. Jacoby

Fanny

25.11.1871 Freystadt

30.10.1940 Goch

Mühlenstr. 47

Karl Badmann (gest.)

Hausdame im Hause Isaak Sternefeld,

führte zuletzt für Karl Sternefeld den Haushalt

t

 

Karl Sternefeld
deportiert ins Ghetto Litzmannstadt (Lodz)
vergast im Vernichtungslager Chelmno

Karl Sternefeld hatte eine leichte geistige Behinderung. Aus diesem Grunde besuchte er ein Behinderteninternat in Koblenz. Er hatte keine Berufsausbildung und war ledig. Karl Sternefeld sammelte Reisebeschreibungen aus der ganzen Welt. Er war ein aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde in Goch.

Fanny Badmann
gest. 30.10.1940

Fanny Badmann war verwitwet. Sie führte Karl Sternefeld Haushalt bis zu ihrem Lebensende 1940.

 

Isaak Sternefeld (verst. 1928),
Mitinhaber der Gocher Lederwerke, Stadtverordneter und Vorsitzender der AOK.

 

Isaak und Mathilde Sternefeld
Friedhof Kalkarer/Reeser Str.

Paul Sternefeld
nach Südamerika emigriert
nach dem Krieg nach Kleve zurückgekehrt

Fanny Badmann
Haushälterin im Hause Isaac Sternefeld
Friedhof Kalkarer /Reeser Straße

Dateiname: fsternefi.htm
Datum: 11.02.2013
Erstellt von: Ruth Warrener
Fotografien: Ruth Warrener,
Fotos von Fanny Badmann sowie Karl und Isaak Sternefeld vom Stadtarchiv Goch