Keine Visa für die Eltern
Werner
musste so schnell wie möglich Geld verdienen, wenn er noch die Ausreise
seiner Eltern aus Deutschland organisieren wollte. Er bot seine Dienste
als Textil- und Entwurfszeichner an und verdiente nach einigen
Fehlschlägen so ein erstes Geld. Sein Verdienst reichte jedoch nie um
Einreisevisa für seine Familie besorgen zu können. Die Preise für Visa
stiegen, da viele Menschen an der Not der Ausreisewilligen verdienten,
und die Aufnahmestaaten nahmen immer weniger Flüchtlinge auf.
Obwohl die ausweglose Situation der Juden in Deutschland
international bekannt war und viele die irgendwie noch Geld zur
Verfügung hatten, ausreisen wollten, wurden die Aufnahmekontigente der
Staaten immer kleiner. Bis Mitte 1940 bestanden noch Chancen, Visa für
Südamerika zu erhalten. Nachdem im Mai 1940 das Flüchtlingsschiff St.
Louis mit über 900 Flüchtlingen nach Europa zurückgeschickt
wurde, hatte
Werner keine Chance mehr, seine Eltern nach Argentinien zu holen.
Werners Vater wurde verhaftet und ins KZ Buchenwald gebracht.
Er wurde in der „Heil- und Pflegeanstalt“ Bernburg
(Euthanasieanstalt) gebracht. Seine Mutter Paula verstarb nach der Deportation nach Riga
im KZ Stutthof und sein über 80 Jahre alter Großvater sowie sein Bruder
Gabriel wurden aus den Niederlanden in KZ Sobibor deportiert und dort
umgebracht.
Werner Cohen
(B2)
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