Flucht in die Niederlande
Nach
dieser Nacht hatten meine Eltern Sorge um unsere Sicherheit. Sie
schickten uns mit Hilfe eines Bekannten in die Niederlande. Ich war zu
diesem Zeitpunkt sieben Jahre und meine Schwester war sechs Jahre alt.
Unsere Eltern wollten später nachkommen und mit uns nach England gehen.
Einige Tage später brachte unser Vater uns zum Bahnhof hier in Goch und
verabschiedeten sich von uns, bevor der Zug los fuhr. Wir winkten
solange, bis wir ihn nicht mehr sehen konnten. Uns begleitete der
Bekannte unsere Eltern, Gerd Vondermans. Er war Niederländer und so
kamen wir leichter über die Grenze. Im Zug saßen meine Schwester und
ich friedlich nebeneinander, obwohl wir uns zu Hause immer oft
gestritten hatten. Am nächsten Tag, als wir in Soesterberg ankamen, war
ich noch am Schlafen. Meine Schwester und ich kamen dort in ein
Flüchtlingskinderheim. Es war in einem großen scheunenartigen Gebäude
untergebracht. Wir durften uns aussuchen, wo wir oben in der Scheune
bei den Schlafplätzen schlafen wollten. Ich legte meine Sachen in die
gleiche Schublade wie meine Schwester, und wir suchten Betten, die
neben einander lagen. Die Tage vergingen langsam, da man nur wenig
machen konnte außer pielen und essen. Raus gehen an die frische Luft
durfte man ein paar Minuten und nur mit maximal sieben Personen
gleichzeitig. Diese Monate in Soesterberg waren schon schlimm.
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Flüchtlingskinderheim
Soesterberg 1939
untere Reihe links knieend: Margot
Cohen
ganz außen links stehend: Herbert Cohen und Erich Cohen
(B1)
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Flüchtlingskinderheim
Soesterberg 1939
v.l.n.r. rote Punkte
halb verdeckt Herbert Cohen, daneben sein Cousin Erich Cohen
unter Reihe 2 v.r. Margot Cohen
Das Kinderheim lag in der Nähe von Utrecht.
(B2)
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