Lebensumstände in Riga
Wie die Wohnungslage aussah beschreibt Erna Valk in ihrem
Bericht (Q1):
Erna Valk
(B1)
„Die Wohnungen, in die wir hineingetrieben
wurden, waren in einem fürchterlichen Zustande, ähnlich denen nach
einem Bombenangriff. So hatte die SS dort gehaust. Alles Wertvolle
hatten sie geraubt. Die Schränke waren umgeworfen und alles lag
durcheinander. Das gefrorene Essen stand auf dem Tisch, so wie die
Menschen ihn verlassen hatten, als die Mörder kamen. Ich war sehr
unglücklich, und trotzdem musste ich wie die anderen darangehen, die
kleine Stube aufzuräumen, welche für 3 Familien ausreichen musste. Wir
suchten und fanden in Abfallgruben gefrorene Kartoffeln und Möhren, die
wir uns kochten. Hunger war schon groß und trieb´s herein. Die ersten 8
Tage keine Lebensmittelzuteilung und das, was wir essen mussten,
füttert man hier nicht den Schweinen. Später bekamen wir 230 gr. Brot
täglich und etwas Nährmittel.“
Nach einiger Zeit wurden alle arbeitsfähigen Frauen und Männer
Arbeitskommandos zugeteilt. Es ist anzunehmen, dass auch Ediths und
Gideons Mutter arbeiten musste. Was passierte in der Zeit mit den
Kindern?
Ob die Kinder ihren Vater Emil Meyer wieder gesehen haben, ist nicht
bekannt. Er war im gleichen Transport von Köln aus nach Riga gebracht
worden. Das Essen bestand aus minderwertigsten Sachen wie z.B.
Stichlinge oder Fischköpfe, als Gemüse dienten Rhabarberblätter und
verdorbenes Sauerkraut. Durch die schlechten hygienischen Bedingungen
und die Mangelernährung entstanden schnell Krankheiten wie Typhus
(Durchfallerkrankung).
Kinder und alte Menschen hatten im Ghetto keine
große Überlebenschance. Einige wurden direkt bei der Ankunft
aussortiert und im Hochwald von Riga erschossen. Andere starben an
Erkrankungen und Mangelernährung.
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