Gabriel Cohen
Kindheit
Ausreise der Familie
Catherinahoeve
Brief an die Königin
Machtübernahme
Auswanderung unmöglich
Westerbork
Schicksal d. Angehörigen
Quellen

Gabriel Cohen

Brief an die Königin

Im Oktober 1939 schrieb Gabriel einen herzerweichenden Brief an die niederländische Königin. Er schrieb, dass er keine Nacht mehr ruhig schlafen und vor lauter Sorgen nicht mehr richtig essen könne. Er berichtete in diesem Brief, dass sein Vater vier Jahre lang unschuldig in einem Gefängnis gesessen habe, und bat die Königin, seinen Vater Hugo in die Niederlande einreisen zu lassen.

Er schrieb weiterhin, dass sein Vater lebenslang in ein KZ käme, wenn dieser nicht in ein anderes Land auswandern könne. Gabriel erklärte, dass er sich direkt an die Königin wende, weil die niederländischen Behörden die Grenzen für deutsche Flüchtlinge geschlossen hätten. Die Königin gab den Brief an den Justizminister weiter und der Fall wurde von den Behörden untersucht.

Am 23. November 1939 machte Gabriel bei der Polizei in Gouda eine Aussage zur Einwanderungsgelegenheit „Hugo Cohen.“ Am gleichen Tag schrieb der Polizeikommissar Beekmann eine Beurteilung zu dieser Angelegenheit. Er schrieb, dass es sich seiner Meinung nach nicht um einen dringenden Notfall handeln würde, da Gabriels Familie wahrscheinlich im Juni 1940 nach Amerika auswandern könne. Mit der angespannten Lage meinte der Kommissar den Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Gabriel Cohen

Gouda, den 25. Oktober 1939


An Ihre Majestät, die Königin der Niederlande

Sehr geehrte Dame,

nachdem ich nun Tag und Nacht darüber nachgedacht habe, wende ich mich endlich an Sie. Als ich noch in Deutschland wohnte, hieß es, wenn man über Sie sprach, Sie seien mitfühlend und hätten ein offenes Ohr für Ihre Mitmenschen.

Ich heiße Gabriel Cohen und bin 15 Jahre. ich bin am 29. September nach Holland gekommen, um auf der Jüdischen Gartenbauschule in Gouda meine zweijährige Ausbildung für Palästina zu absolvieren.

Sie verstehen sicher, dass ich Gott und der niederländischen Regierung innig dankbar bin, dass ich nun hier sein darf, aber der Gedanke an meinen lieben Vater lässt mich keine Nacht ruhig schlafen und vor Kummer kann ich häufig nicht essen. Er sitzt schon 4 Jahre unschuldig im Zuchthaus in Deutschland. Im Dezember ist die Haftstrafe um. Wenn er nicht in ein anderes Land immigrieren kann, kommt er lebenslang in ein Konzentrationslager.

Sie verstehen, dass ich an nichts anderes denke als an das Leben meines Vaters. Das Komitee für jüdische Flüchtlinge hätte diese Angelegenheit gerne für mich geregelt, aber die niederländische Regierung hat die Grenzen für Flüchtlinge geschlossen.

Niemand anders als Sie, die Königin, kann sein Leben retten, Sie allein können die Grenzen für ihn öffnen In der Hoffnung, dass Sie ihm und mir helfen werden, verbleibe ich mit der größten


Hochachtung
Ihr ergebenster Diener


Gabriel Cohen


Postadresse: Jüdische Gartenbauschule
Ridder van Catsweg 61
Gouda



Weezerstraße 29

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Gabriels Brief an die Königin der Niederlande





Dateiname:
gc_05.htm
Datum:
11.05.15
Erstellt von :
Lea Janssen, Frauke Garmer
Text von:
Moritz Selders, Simon Schiele
Fotografien:
B1, B2, B3 copyright: NL-HaNA Justitie/Rijksvreemdelingendienst 2.09.45. inv. nr. 900. 391025 fotographiert von Miraim Mijatiovich Keesing