Leben in Kolumbien
Meine Eltern hatten extreme Schwierigkeiten, ihren
Lebensunterhalt zu bestreiten, weil es für sie sehr schwer war,
Spanisch zu lernen. Ich war dreieinhalb Jahre alt. Da ich mit anderen
Kindern spielte, lernte ich die Sprache automatisch. Mit meinen
Freunden und in der Schule sprach ich Spanisch und mit meinen Eltern
unterhielt ich mich zu Hause auf Deutsch.
Wir lebten in der Hauptstadt Bogota, die hoch in den Anden auf 2640
Meter Höhe liegt. Dadurch war das Klima kühl aber das ganze Jahr durch
angenehm. Schwierig wurde es jedoch beim Fußballspielen. Aufgrund der
Höhe und der dünnen Luft war es schwierig, lange zu spielen.
Mein Vater eröffnete ein kleines Lebensmittelgeschäft. Wir belieferten
unsere Kunden in der Nachbarschaft mit Brot und Milch. Bereits im Alter
von fünf Jahren half ich bei den Auslieferungen am Morgen, bevor ich
zur Schule ging.
In Kolumbien kann man nur acht Jahre kostenlos zu
Schule gehen. Wenn ein Kind länger zur Schule gehen wollte, musste man
Schulgeld bezahlen. Da meine Eltern kein Geld hatten, um mich auf eine
Privatschule zu schicken, musste ich im Alter von 13 Jahren die Schule
beenden und arbeiten.
Ich fand eine Autoreparaturwerkstatt, in der ich arbeiten und eine
Ausbildung als Automechaniker machen konnte. In Kolumbien gab es keine
Gesetze, die ein Mindestschulalter regelten. Unglücklicherweise konnte
man jederzeit die Schule verlassen.
Mein Bruder Wolfgang wurde am 18. Mai 1943 in Bogota geboren.
Stationen / Wohnorte der Familie Oster in Kolumbien (1937-1953/1958)
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