1933 - Uedem verändert sich
Ab 1933 nahm der Hass auf Juden und ihre Ausgrenzung in
Deutschland und Europa deutlich zu. Mein Vater und sein Bruder Albert
wurden ebenso wie andere jüdische Männer von so genannten
„Braunhemden“, später als SA bekannt, aus ihren Häusern in Uedem
geholt. Sie wurden an einen abgelegenen Ort gebracht und
zusammengeschlagen.
Mein Vater Julius war schlau. Als sie anfingen, ihn zusammenzuschlagen,
ließ er sich fallen und gab vor, bewusstlos zu sein. Sein Bruder Albert
gab nicht nach und kämpfte mit ihnen. Sie umzingelten ihn und schlugen
so hart auf ihn ein, dass er für den Rest seines unglücklicherweise
kurzen Lebens unkontrollierbare Anfälle bekam.
Von 1920 bis 1937 war mein Vater Julius als selbstständiger Viehhändler
tätig. Aber ab 1933 durfte er keinen Handel mit deutschen Kunden
betreiben. Diese machten einen Großteil seiner Kundschaft aus. Was ihm
jedoch am meisten zu schaffen machte, war die Tatsache, dass er nicht mehr in seiner
geliebten Fußballmannschaft mitspielen durfte. Ebenso bedauerte er,
dass er seine Mannschaftskameraden nicht mehr treffen konnte. Aufgrund
der Nürnberger Gesetze verloren wir 1935 alle unsere deutsche
Staatsbürgerschaft.
SA-Männer in Goch
(B1)
Jüdische Kinder aus Goch und Umgebung 1937
v.l.: Hannelore Brünell (Goch), Herbert Oster (Udem), unbekannt, Leah Willner (Goch), unbekannt
(B2)
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