1940 Einmarsch der Deutschen
Mit
dem Einmarsch der Deutschen in die Niederlande veränderte sich alles.
Überall hingen Schilder mit dem Text „Vor Joden verboden“. Juden
durften nicht ins Schwimmbad, ins Kino oder auf Spielplätze. Ab Mai
1942 mussten Juden auch in den Niederlanden den Judenstern tragen. Dies
galt auch für Kinder ab einem bestimmten Alter. Da Rolf-Peter zu diesem
Zeitpunkt 9 Jahre alt war, musste auch er den Judenstern auf seiner
Jacke tragen, wenn er das Haus verließ. Er musste die öffentliche
Schule verlassen und auf eine jüdische Schule gehen.
Im
Oktober 1940 musste die Familie umziehen. Nach dem
Einmarsch der
Deutschen im Mai 1940 war es deutschen Juden nicht erlaubt, in
Küstennähe zu wohnen. Die Familie hielt sich einige Monate im Dorf
Waspik auf, das ungefähr 20 km von Breda entfernt war. Walter Stern
arbeitete dort in der „Neederlandse Chroomlederfabrik“. Er stellte
viele Anträge, um nach Breda zurückzukehren zu können. Diese wurden
aber vom Bürgermeister abgewiesen. Erst Ende 1941 erhielt die Familie
die Erlaubnis, wieder in Breda zu wohnen. Sie lebte dort in der
Artilleriestraat 1. Nachdem jüdische Kinder nicht mehr öffentliche
Schulen besuchen durften, ging Rolf-Peter in die Jüdische Schule, die
dort von Januar bis November 1942 betrieben wurde (16).
Am 3. Juli 1942 wurde Walter Stern verhaftet, weil er einen
Rundfunkempfänger im Haus hatte. Dies war streng verboten, da man damit
auch britische Sender hören konnte. Er wurde im Lager Haaren (Polizei- und Untersuchungsgefängnis des
Sicherheitsdienstes Herzogenbusch) inhaftiert. Von dort kam er
am 13. August 1942 ins Lager Amersfoort.
Margot Cohen, ein Mädchen aus Goch im gleichen Alter wie
Rolf-Peter, schilderte ihre Erlebnisse aus Amsterdam:
„Am Ende der Woche waren nur noch 9 Kinder in
der Klasse. Annie
beschloss, dass es für mich zu gefährlich sei weiterhin dort hin zu
gehen. Ich hätte so gerne Lesen gelernt, aber es war richtig. Ich hatte
Angst alleine von der Schule nach Hause zu laufen. Nun würde ich in der
Nähe der Wohnung bleiben und Schlittschuh laufen üben. Am nächsten Tag
erfuhr ich, dass ich nicht länger zum Kanal gehen konnte. Papa Is
erzählte mir, dass jüdische Kinder, nicht länger Schlittschuh laufen
dürften. Ich durfte nur am Rand des Kanals stehen und zu schauen, wie
die anderen an mir vorbei glitten. Ich fragte Annie, ob ich zum
Spielplatz in der Nähe der Schule gehen dürfte, aber sie sagte mir,
dass jüdische Kinder dort nicht mehr spielen dürften. Papa Is und ich
machten einen langen Spaziergang. Er hatte mir noch nicht erzählt, dass
die Träger des gelben Sterns nicht länger den Bürgersteig benutzen
durften. Wir gingen schweigend durch die Gosse am Rande des
Bürgersteigs und hielten uns an den Händen (3).“
Rolf-Peter Stern
(stehend zweiter von links)
in der jüdischen Schule in Breda,
die er von Januar bis August 1942 besuchte.
Die abgebildeten Kinder tragen einen Judenstern.
(B3)
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