Veränderungen nach 1933
Nachdem Hitler 1933 an die Regierung gekommen war, veränderte
sich das Leben für die jüdischen Einwohner. Durch ihren evangelischen
Vater war Johanna ein sogenannter „Mischling I.
Grades" und war dadurch
von einigen diskriminierenden Maßnahmen ausgeschlossen.
Da sie aber Mitglied der großen jüdischen Familie Koopmann
war,
achtete in Goch kaum jemand auf diesen feinen rechtlichen Unterschied.
Im September 1934 wurde Johannas jüngere Schwester Ellen nach einem
Auftritt auf einem großen Sportfest auf Anordnung des
Ortsgruppenleiters Ernst Salzmann für immer von weiteren Auftritten
ausgeschlossen. Die Schulleiterin Anna Flies rechtfertigte Ellens
Teilnahme damit, dass sie rechtlich als Mischling zu betrachten sei.
Aus diesem Grunde hätte sie am Auftritt teilnehmen dürfen.
Im Auftrag von Ernst Salzmann erhielt die Schulleiterin von
Ortsgruppenleiter des nationalsozialistischen Lehrerbundes Wagner
folgende Antwort:
(B1)
„Es entspricht dem Empfinden weiter Volkskreise
und vor allem jedes
Nationalsozialisten, dass Nichtarier von allen deutschen
Veranstaltungen ausgeschlossen werden.Dem Wunsche des Führers und
seines Stellvertreters, dem
Judentum
gegenüber in jeder Weise die allergrösste Zurückhaltung zu üben, hätte
auch in diesem Falle unbedingt Rechnung getragen werden müssen.
Ich bitte Sie dringend, dafür zu sorgen, dass in Zukunft sowohl dem
Volksempfinden als auch dem Willen des Führers unbedingt entsprochen
wird und dass bei eventuell späteren ähnlichen Veranstaltungen nur mehr
deutsche Kinder Berücksichtigung finden (9)."
v.l.
Anne Flaswinkel und Ellen Hoffmann
mit Kostümen für eine Tanzvorführung
an der Mädchenmittelschule 1932
(B2)
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