Familie Jakob Koopmann

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Voßstr. 14-16

Die Familie Jakob Koopmann hatte auf der Voßstraße das größte Konfektions- und Textilgeschäft (im Jahre 1926 arbeiteten dort 9 Angestellte). 1926 wird die Witwe Koopmann noch als Inhaberin des Geschäfts in einer Gewerbeliste genannt. Die Tochter Hertha war mit dem Kaufmann Siegmund Brünell verheiratet. Er war Mitinhaber des Geschäfts und führte es bis zur Zwangsaufgabe 1938. Die Familie meldete sich im März 1938 nach Düsseldorf ab und wohnte zunächst in der Himmelgeisterstr. 5. Am 7.4.1941 mussten sie in ein so genanntes „Judenhaus“ am Fürstenwall 198 umziehen. Auch die Mutter, Johanna Koopmann geb. Gerson, zog mit ihrer Tochter nach Düsseldorf und verstarb dort am 18.2.1941 (Friedhof Ulmenstraße, Feld 8, Grab 87).

Siegmund Brünell stellte am 22. Dezember 1938 (nach bitteren Erfahrungen in der Pogromnacht) für die gesamte Familie Passanträge für die Auswanderung. Im Oktober 1939 fing die Gestapo ein Päckchen der Familie ab. Es enthielt Geld und Goldschmuck. Daraufhin wurde das Ehepaar Brünell wegen „Devisenvergehen“ und „ Beihilfe zur illegalen Auswanderung anderer Juden“ der Prozess gemacht. Siegmund Brünell wurde im Düsseldorfer Polizeigefängnis inhaftiert und am 27.2.1940 in die Strafanstalt Düsseldorf-Derendorf überführt. Am 3 Mai 1940 wurde er entlassen und konnte nach Shanghai auswandern. Nach dem Krieg lebte er in Amerika (aus der Gestapoakte – Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, RW58-6552 Info von Frau Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf). Hertha Brünell und ihre beiden Kinder wurden am 27.10.1941 ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. Dort lebten sie in der Sammelunterkunft Hohensteinerstr. 70. Herbert wurde im Ghetto zum Schlosser umgeschult. Im Rahmen einer „Aussiedleraktion“ wurden alle drei nach Chelmno deportiert und vergast.

Auch die Tochter Anna Hoffmann geb. Koopmann hatte im Geschäft ihrer Eltern gearbeitet. Anna Hoffmann wurde am 3.4.1936 von der Großen Strafkammer in Kleve zu zwei Jahren Zuchthaus sowie einer Geldstrafe von 100.000 Reichsmark oder ersatzweise 2 Monaten Zuchthaus verurteilt. Als Grund wurden „Devisenverbrechen“ und „Steuerhehlerei“ genannt. Sie hatte vermutlich versucht Devisen in die Niederlande zu bringen, um anschließend nach Amerika zu emigrieren. Warum aus den Auswanderungsplänen nichts wurde und ob das Scheitern in einem Zusammenhang mit dem Strafverfahren steht, ist unbekannt. Anna Hoffmann verzog wie ihr Schwager im März 1938 nach Düsseldorf in die Himmelgeisterstr. 5. Im Jahre 1939 zog sie nach Brüssel. Von dort organisierte sie unter dem Decknamen „Anita Müller“ die illegale Auswanderung von Juden nach Belgien. Nachdem ihr Schwager verhaftet worden war, verzog Anna nach Paris. Dort wurde sie am 8.9.1941 festgenommen. Sie wurde nach einiger Zeit zwar aus der Haft entlassen, wurde aber deportiert und ist in Auschwitz verschollen.

Ellen Hoffmann, die Tochter von Anna, hatte bis ca. 1935/1936 die Gocher Mädchen Mittelschule (heute Gebäude der Gesamtschule Mittelkreis) besucht. Sie heiratete ca. 1938/1939 Arthur van Leeuwen und lebte dann in Gennep. Dort wurde 1940 ihre Tochter Anneke geboren. Kurz vor ihrer Deportation aus Gennep, konnten sie flüchten und gingen nach Berlin zu ihrer Schwester Johanna. Am 17 Juni 1943 wurde sie mit dem Transport I/96-13304 von Berlin nach Theresienstadt deportiert und am 16.10.1944 mit dem Transport Er-13 nach Auschwitz überstellt. Die Angabe bezüglich ihres Todesdatum sind widersprüchlich. Laut einer Zeugenaussage ist sie von dort am 21. Januar 1945 nach Bergen-Belsen überstellt worden. Dort verstarb sie spätestens am 15.2.1945 (lt. Niederl. Rotes Kreuz). Gemäß der Angaben von Yadvashem verstarb sie am 16.10.1944.

Stellevertretend für alle anderen in Gennep lebenen Juden wurde ein Patz in Gennep nach ihr benannt, der sogenannte Ellen Hoffmann-Platz.

Eine weitere Tochter von Jakob und Johanna Koopmann, Helene (Leni) Appel, war mit dem Kaufmann Josef Appel aus Düsseldorf verheiratet. Sie floh mit ihrem Ehemann und der einzigen Tochter, Ellen Appel, 1939 nach Belgien. Ihr Mann wurde ermordet, die Tochter überlebte in einem Versteck. Ellen Marx geb. Appel emigrierte in die USA, New York, wo sie heute noch lebt.

Edith Lewin, geb. Koopmann, emigrierte nach Afrika.

 

Nachname

Vorname

Geburtsort u. - datum

Gest., Ort

Straße

verheiratet

Kinder

Bemerkungen

-
KOOPMANN
geb. Gerson
Johanna 3.6.1870 18.2.1941
Düsseldorf
Voßstr. 16

Jakob,
* 14.11.1856
Weeze
gest. 11.8.1912
Goch

  • Anna, geb. 16.12.1891, Goch - verh. Karl Albert Hoffmann
  • Edith Fried, geb. 3.10.1893 Goch
  • Hertha, geb. 6.10.1896, verh. Siegmund Brünell
  • Helene, geb. 13.7.1898 verh. Josef Appel
  • Hildegard, geb. 17.11.1900
Führte nach dem Tod ihres Mannes 1912 das größte Konfektionsgeschäft in Goch. Später übernahme der Schwiegersohn Siegmund Brünell die Leitung des Geschäfts bis zur Aufgabe im Dritten Reich. 1938 zog Johanna mit ihrer Tocher Hertha und ihrem Schwiegersohn Siegmund nach Düsseldorf in die Himmelgeisterstr. 5, wo sie am 18.12.1941 verstarb.
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BRÜNELL

Siegmund

11.6.1892 Brühl

Voßstr. 16

Hertha Koopmann

  • Herbert geb. 8.6. 1926 Goch
  • Hannelore geb. 14.12. 1930 Goch

Kaufmann

Die Familie verzog vor 1938 nach Düsseldorf, Himmelgeisterstraße 5. Am 7.4.1941 mussten sie in ein sogenanntes Judenhaus am Fürstenwall 198 umziehen. Am 22.12.1938 stellte Siegmund Brünell für die ganze Familie Passanträge zwecks Auswanderung. Ende 1939 wurde ihm der Prozess wegen „Devisenvergehen“ und „Beihilfe zur illegalen Auswanderung anderer Juden“ gemacht. Vom 27.2.1940 bis zum 3.5.1940 war er in der Strafanstalt Düsseldorf Derendorf. Nach seiner Entlassung konnte er nach Shanghai auswandern. Nach dem Krieg war er in Amerika. 1954 stellte er einen Entschädigungsantrag.

e

BRÜNELL
geb. Koopmann

Hertha

6.10.1896 Goch

für tot erklärt Litzmannstadt

Voßstr. 16

Siegmund Brünell

  • -

Verzog vor März 1938 mit ihrer Familie nach Düsseldorf und wohnte in der Himmelgeisterstr. 5 später am Fürstenwall 198. Sie wurde mit ihren Kindern am 27.10.1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert und im Ghetto in die Sammelunterkunft Hohensteinerstr. 70 eingewiesen. Im Rahmen einer „Aussiedlungsaktion“ im Mai 1942 wurde sie mit ihren Kindern nach Chelmo deportiert und dort ermordet.

k

BRÜNELL

Hannelore

14.12.1930 Goch

für tot erklärt Litzmannstadt

Voßstr. 16

-
  • -

Verzog vor 1938 mit ihren Eltern nach Düsseldorf die Himmelgeisterstr. 5 später in das Judenhaus am Fürstenwall 198. Am 27.10.1941 wurde sie mit Bruder und Mutter in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Dort wohnte sie in der Sammelunterkunft Hohensteinerstr. 70. Im Rahmen einer „Aussiedlungsaktion“ im Mai 1942 wurde sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Chelmo deportiert und dort ermordet.

k

BRÜNELL

Herbert

8.6.1926 Goch

für tot erklärt Litzmannstadt

Voßstr. 16

-
  • -

Verzog vor 1938 mit ihren Eltern nach Düsseldorf die Himmelgeisterstr. 5 später in das Judenhaus am Fürstenwall 198. Am 27.10.1941 wurde er mit Schwester und Mutter in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Dort wohnte er in der Sammelunterkunft Hohensteinerstr. 70. Herbert wurde im Ghetto zum Schlosser umgeschult. Im Rahmen einer „Aussiedlungsaktion“ im Mai 1942 wurde er mit seiner Mutter und seiner Schwester nach Chelmo deportiert und dort ermordet.

k

HOFFMANN
geb. Koopmann

Anna

16.12.1891

verschollen Auschwitz

.-

Karl Albert Hoffmann (Nicht-Jude)

3.10.1888 Linz

 

  • Tochter von Jakob Koopmann. Sie war im Manufakturwarengeschäft ihres Vaters tätig.
  • Verzog im März 1938 nach Düsseldorf in die Himmelgeisterstr. 5
  • 1939 zog sie nach Brüssel. Von dort organisierte sie unter dem Decknamen „Anita Müller“ die illegale Auswanderung von Juden nach Belgien. Nachdem ihr Schwager verhaftet worden war, verzog Anna nach Paris. Dort wurde sie am 8.9.1941 festgenommen. Sie wurde nach einiger Zeit zwar aus der Haft entlassen, wurde aber deportiert und ist in Auschwitz verschollen. Auch Anna´s Tochter Ellen, die seit 1938 in Gennep wohnte, und mit Arthur von Leeuwen verheiratet war verstarb im KZ Bergen Belsen oder Auschwitz. Die Tochter Johanna hat überlebt und verstarb 2005 in Düsseldorf.

k

van Leeuwen
geb. Hoffmann

Ellen

11.1.1919
Goch

vermutl. 16.10.1944 in Auschwitz oder spätestens am 15.2.45 in Bergen-Belsen

.-

Arthur van Leeuwen
21.1.1939 Gennep

  • Anneke geb. 16.5.1940
    Gennep

 

  • Eltern:
    Anna Hoffmann, geb. Koopmann, geb. 16.12.1891
    Karl Albert Hoffmann (evang.), geb. 3.10.1888
  • Ellen ging spätestens 1932 bis. ca. 1934/35 auf die Gocher Mittelschule (heute - Gebäude der Gocher Gesamtschule Mittelkreis).
    1938/39 heiratete sie Arthur van Leeuwen aus Gennep. Dort wurde 1940 ihre Tochter Anneke
    geboren.
  • Am 10.4.1943 sollte sie mit andern Genneper Juden deportiert werden. Kurz zuvor (5.6.1943) floh sie jedoch mit ihrem Mann nach Berlin.
  • Dort wurde sie von einer Nachbarin denunziert und Anfang Juni mit ihrer Schwester von der Gestapo verhaftet. Am 17 Juni 1943 wurde sie mit dem Transport I/96-13304 von Berlin nach Theresienstadt deportiert und am 16.10.1944 mit dem Transport Er-13 nach Auschwitz überstellt. Laut einer Zeugenaussage ist sie von dort am 21. Januar 1945 nach Bergen-Belsen überstellt worden. Dort verstarb sie spätestens am 15.2.1945 (lt. Niederl. Rotes Kreuz).
    Gemäß Yadvashem verstarb sie am 16.10.44 in Auschwitz.

k

WUNDER
geb. Hoffmann

Johanna

3.3.1917
Goch

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-

-

-

  • Eltern:
    Anna Hoffmann, geb. Koopmann, geb. 16.12.1891
    Karl Albert Hoffmann (evang.), geb. 3.10.1888
  • Johanna zog 1935 nach Berlin, um eine kaufmännische Schule zu Besuche. Später arbeitete sie als Sekretärin. Ab 1943 lebte sie dort mit ihrer Schwester Ellen zusammen. Eine Nachbarin verriet sie an die Gestapo. Wähend ihre Schwester Ellen in das KZ Theresienstadt deportiert wurde, wurde Johanna vom Juni 1943 bis Januar 1944 in Berlin inhaftiert. Am 7.1.1944 kam sie ins KZ Ravensbrück. Sie überlebe den Krieg und lebte später in Düsseldorf. Johanna verstarb 2006 in Düsseldorf.

z

HOFFMANN

Kurt

26.3.1920
Goch

-

Voßstr. 16
später Berlin
ab 1954 Düssedorf-
Benrath

-

-

 

  • Es liegen so gut wie keine Informationen zur Kurt vor. Arthur van Leeuwen spricht in seinem Tagebuch von einem Kurt, der anscheinend bei der Schwester Johanna wohnte. Vermutlich handelt es sich um diesen Bruder Kurt
  • 1954 fordert Kurt Hoffmann wohnhaft in Düsseldorf die Todesurkunde für seine Mutter an.

z

 

Gocher Zeitung,
Nr. 134 vom 12.06.1931

Voßstr. 16, Größtes Konfektionsgeschäft in Goch, 1926 mit 9 Angestellten,
Voßstr. 12, Pelzwarengeschäft von Adolf Devries

Herbert Brünell auf einer Bar Mitzwa-Feier in Düsseldorf

(Beispiel für Lebenswege jüdischer Kinder im Dritten Reich: Die Brüder Gerd (geb. 1925) und Werner Grossmann (geb. 1927) gelangten 1939 mit einem der sogenannten Kindertransporte nach Großbritannien. Hans Frankenberg (geb. 1926 Düsseldorf) emigrierte 1939 zusammen mit seinen Eltern nach Chile. Lotte Heinemann (geb. 1926) kam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Belgien und überrlebte dort im Untergrund. Lore Caro (geb. 1926 Düsseldorf) emigrierte im Januar 1940 über die Schweiz nach New York. Herbert Brünell ( geb. 1926 Goch), Lutz Brasch (geb. 1926 Düsseldorf) wurden 1941 aus Düsseldorf deportiert und ermordet.

Ellen Hoffmann, 1932
Jahren bei einer Schulaufführung
Foto: Stadtarchiv Goch, Chronik der Mädchen Mittelschule
Ellen Hoffmann-van Leeuwen
nach ihrer Heirat in Gennep, ca. 1940-41
Foto: durch W.S. van Dinter

Grabstein von Jakob Koopmann,
Neuer Friedhof in Goch

Dateiname: fkoopj.htm
Datum: 11.02.2013
Erstellt von: Ruth Warrener
Fotografien: Ruth Warrener , Stadtarchiv