Mühlenstr. 37Ludwig Koopmann war Viehhändler und wohnte in der Mühlenstraße. Seine Frau Elisabeth
verstarb 1929. Ludwig hatte 10 Töchter und einen Sohn, der aber bereits im
Alter von 4 Jahren verstarb. Ludwig Koopmann sorgte dafür, dass alle
Töchter eine Lehre als Verkäuferin oder Modistin (Hutmacherin) machten. Vier Töchter (Adele, Meta, Hulda Amanda) starben im Konzentrationslager bzw. Ghetto. Das
Schicksal von Paula und Else ist ungeklärt. Die Töchter Cäcilie und Irene waren mit
christlichen Ehemännern verheiratet und mussten ab 1944 Zwangsarbeit
leisten. Eleonore emigrierte nach Großbritannien. Johanna Koopmann zog 1948 mit ihrem Ehemann
Paul Rütter und zwei Töchtern in die USA. Sie lebte bis
zu ihrem Tod im Jahr 1994 in New
York. Amanda und Hulda waren ledig und lebten noch bis 1939 mit ihrem Vater Ludwig in Goch. Dort hatten die Schwestern in der Mühlenstraße 37 ein Geschäft für Weißwaren. Nachdem alle Schwestern Goch verlassen hatten, lebten nur noch sie bei ihrem Vater. In der Reichspogromnacht wurde auch das Geschäft der Schwestern von SA und SS-Leuten zerstört. Nachdem Anfang 1939 Juden die Führung von Geschäften verboten wurde, mussten die Hulda und Amanda ihren Laden aufgeben. Die Mitglieder der Familie hatten vorgehabt auszuwandern. Durch eine Krankheit des Vaters, mussten die Pläne aber zunächst zurückgestellt werden. Ludwig Koopmann verstarb im April 1939 im Alter von 83 Jahren in Goch. Für die geplante Auswanderung war es zu diesem Zeitpunkt anscheinend zu spät. Amanda ging vor März 1939 nach Emmerich und arbeite für den Tabakgroßhändler Eugen Mehler als Hausgehilfin (Agnetenstraße 4). Hulda verließ im Laufe des Jahres 1939 ebenfalls Goch und arbeitete als Haushaltshilfe in Kleve bei einem Lederfabrikanten namens Hermann Haas (Prinzenhof 17). Beide wurden im Dezember 1941 ins Ghetto Riga deportiert. Amanda kam nach der Räumung des Ghettos und der Überführung der jüdischen Häftlinge ins KZ Stutthof bei Danzig am 9.8.1944 dort an. Sie führte die Häftlingsnummer: 61970. Als Haftkategoie wurde "Schutzhaft politisch" angegeben. Wann und wie sie gestorben ist, ist nicht werter verzeichnet. Vermutlich ist sie auf einem der Todesmärsche 1945 ermordet worden. Für Hulda ist kein Hinweis auf eine Ankunft iin Stutthof verzeichnet. Sie ist vermutlich 1942/1943 im Ghetto Riga oder im dortigen Konzentrationslager verstorben bzw. emordet worden. Meta Koopmann emigriete in die Niederlande und lebte während des Krieges in Amsterdam, Nieuwe Spiegelstraat 54. Vermutlich lebte sie dort alleine und arbeitete als Hutmacherin und Hutverkäuferin (Modistin). Sie wurde im Sommer verhaftet und kam am 15.8.1942 ins Durchgangslager Westerbork. Von dort wurde sie nach Auschwitz deportiert und verstarb am 2. September 1942 an Sepsis. In Amsterdam lebte auch ihre Schwester Adele Tailleur, geb. Koopmann. Sie hatte den in Amsterdam geborenen und wohnhaften Meijer Tailleur geheiratet. 1923 und 1928 wurden dort ihre Söhne Ludwig und Elias geboren. 1941 lebte die Familie in der Pirolastraat 51 in Amsterdam. Ludwig war Angesteller in einem Lagerhaus. 1942 musste er Zwangsarbeit leisten und arbeitete in dem Arbeitslager Hardenberg. Ludwig wurde am 4.10.1942 im Durchgangslager Westerbork inhaftiert. Kurze Zeit später wurde er am 12.10.1942 nach Auschwitz deportiert, wo er am 28.2.1942 verstarb. Adele, ihr Ehemann Meijer und der Sohn Elias kamen am 23.5.1943 ins Durchgangslager Westerbork. Am 1.6.1943 wurden sie von dort ins Vernichtungslager Sobibor deportiert. Sie wurden unmittelbar nach der Ankunft am 4.6.1943 vergast. Caecilie Koopmann hatte eine Lehre als Verkäuferin gemacht. Sie heiratete den evangelischen Christen Gustav Schmidt aus Siegen. Ihre Tochter Margot-Ellen wurde am 12.05.1930 geboren. Aufgrund des politischen Drucks ließ sich Gustav Schmidt 1939 von seiner Ehefrau scheiden. Caecilie Schmidt, geborene Koopmann, wurde aufgrund ihrer privilegierten Mischehe zunächst nicht deportiert (1). Vom 10.11.1944 bis zum 31.3.1945 musste sie aber Zwangsarbeit bei der Spinnfaser Aktiengesellschaft in Kassel leisten (2). Sie war in einem Außenlager des KZ Buchenwald namens Bettenhausen inhaftiert. Nach dem Krieg lebte Caecilie Schmidt mit ihrer Tochter Margot-Ellen wieder in Siegen. Sie verstarb am 6.8.1962 in Siegen (3). Irene Koopmann hatte
ebenfalls einen Christen namens Anton Weyers aus Kalkar geheiratet. Das
Ehepaar hatte einen Sohn namens Manfred und wohnte in Köln. Sie musste
ebenfalls ihre Familie verlassen, um Zwangsarbeit zu leisten. Irene
überlebte und kehrte zu ihrem Ehmann und ihrem Sohn nach Köln zurück.
Sie war aufgrund des Erlittenen gesundheitlich angeschlagen und viele
Jahre bettlägerig. Ihr Mann Anton hat sie bis zu ihrem Tod liebevoll
gepflegt (1). Johanna Koopmann heiratete
Paul Rütter und emigrierte 1948 in die USA, da sie auf keinen Fall in Deutschland bleiben wollte. Das Ehepaar hatte
zwei Töchter (Hannelore 1929 - Ilse 1937). Johanna verstarb am 21.2.1994 in New York (4) Eleonore Koopmann emigrierte nach Großbritannien. Ob sie zuvor deportiert und ins KZ gebracht wurde, ist unbekannt. Das Schicksal von Paula Koopmann
ist nicht bekannt. Eine "Paula Koopmann" eröffnete 1919 in Weidenau
(Siegen) ein Hutgeschäft (3). Da Ludwig Koopmann allen Töchtern eine
Lehre ermöglichte und einige Töchter eine Ausbildung zur Modistin (Hutmacherin)
machten, könnte es sich hierbei tatsächlich, um Paula
Koopmann handeln.
-------------- (1) Emails der Enkeltochter von Caecilie Koopmann-Schmidt: Karin Gensrich vom 6.9.2015 bis. 10.9.2015 (2) ITS Arolsen, Dokument ID: 70442359 – Listen von Angehörigen der Vereinten Nationen) - Email 22.8.2013 (3) Email Klaus Dietermann, Südwestfälisches Museum, Siegen 3.9.2014 (4) Email Paul Rütter, August 2014 |
Nachname |
Vorname |
Geburtsort u. - datum |
Gest., Ort |
Straße |
verheiratet |
Kinder |
Bemerkungen |
. |
KOOPMANN |
Ludwig |
27.3.1855 Weeze |
10.4.1939 Goch |
Mühlenstr. 37 |
Elisabeth (Elise) Liefges (gest. 1929) |
|
Viehhändler,
|
t |
KOOPMANN |
Else |
6.1.1889 Weeze |
gest. im KZ |
Mühlenstr. 37 |
- |
|
k |
|
KOOPMANN |
Paula |
11.3.1890 Weeze |
gest. im KZ? |
Mühlenstr. 37 |
- |
|
? vielleicht Siegen (s.o.) |
k |
TAILLEUR |
Adele |
22.4.1891 Weeze |
gest. im KZ Sobibor am 4.6.1943 |
Mühlenstr. 37 |
Meijer Tailleur
geb. 11.4.1878 Amsterdam, gest .4.6.1943 Sobibor |
Ludwig (Loetje), 14.11.1923 Amsterdam Elias |
Adele Tailleur emigrierte vermutlich Anfang der 20er-Jahre in die Niederlande. Sie heiratete den in Amsterdam wohnhaften Meijer Tailleur. Ihre Söhne Ludwig und Elias wurden 1923 und 1928 in Amsterdam geboren. 1941 wohnte die Familie in der Pirolastraat 51 in Amsterdam. Ludwig war Angesteller in einem Lagerhaus. 1942 musste er Zwangsarbeit leisten und arbeitete in dem Arbeitslager Hardenberg. Ludwig wurde am 4.10.1942 im Durchgangslager Westerbork inhaftiert. Kurze Zeit später wurde er am 12.10.1942 nach Auschwitz deportiert wo er am 28.2.1942 verstarb. Adele, Meijer und Elias kamen am 23.5.1943 ins Durchgangslager Westerbork. Am 1.6.1943 wurden sie von dort ins Vernichtungslager Sobibor deportiert. Sie wurden unmittelbar nach der Ankunft vergast.
|
k |
KOOPMANN |
Hulda |
22.8.1892 Goch |
verschollen Riga |
Mühlenstr. 37 |
ledig |
|
führte in Goch ein Weißwarengeschäft mit ihrer Schwester Amanda und verzog 1939 nach Kleve. Dort arbeitete sie als Haushaltshilfe vermutlich bei dem Lederfabrikanten Hermann Haas (Prinzenhof Nr. 17). Von Kleve wurde sie am 10.12.1941 nach Riga deportiert. Da ihre Ankunft im KZ Stutthof nicht verzeichnet wurde, muss man davon ausgehen, dass sie ca. 1942 im Ghetto Riga ermordet wurde. |
k |
KOOPMANN |
Amanda |
21.1.1894 Goch |
verschollen Stutthof 1944 |
Mühlenstr. 37 |
ledig |
|
Führte in Goch ein Weißwarengeschäft mit ihrer Schwester Hulda. Ab 1939 arbeitete sie als Hausgehilfin in Emmerich bei der Familie Mehler (Agnetenstraße Nr. 4), deportiert nach Riga |
k |
KOOPMANN |
Walter |
1895 Weeze |
19.12.1899 Goch |
Mühlenstr. 37 |
- |
|
Der einzige Sohn Walter verstarb 1899 im Alter von 4 Jahren. | t |
SCHMIDT |
Cäcilie |
21.9.1896 Goch |
gest. 6.8.1962 |
Mühlenstr. 37 |
Gustav Schmidt |
Margot-Ellen 12.5.1930 | Cäcilie
Schmidt lebte mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Siegen. Gustav
Schmidt ließ sich aufgrund des politischen Drucks scheiden. Vom 10.11.1944 bis zum 31.3.1945
musste sie Zwangsarbeit bei der Spinnfaser Aktiengesellschaft in Kassel leisten (2) |
k |
KOOPMANN |
Eleonore |
1.8.1899 Goch |
|
Mühlenstr. 37 |
- |
|
nach Großbritannien ausgewandert.(1) |
k |
KOOPMANN |
Meta |
3.12.1900 in Goch |
2.9.1942 Auschwitz |
Mühlenstr. 37 |
- |
|
Meta Koopmann lebte während des Krieges in Amsterdam, Nieuwe Spiegelstraat 54. Vermutlich lebte sie dort alleine und arbeitete als Hutmacherin und Hutverkäuferin. Inhaftiert in Westerbork 15.08.1942. Deportiert nach Auschwitz am 17.08.1942. Ermordet am 2.9.1942 Auschwitz. | k |
WEYERS |
Irene |
27.1.1902 Goch |
|
Mühlenstr. 37 |
Heinrich Anton Weyers |
|
Lebte
mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn in Köln. Musste ca. ab 1944
Zwangsarbeit leisten. War aufgrund des Erlittenen häufig krank und
bettlägerig. Kehrte nach dem Krieg zu ihrer Familie zurück. |
k |
KOOPMANN |
Johanna |
30.12.1905 |
21.2.1994 New York | Mühlenstr. 37 |
Paul Rütter |
2 Töchter | in die USA emigriert (New York) |
e |
Ludwig Koopmann |
Hulda Koopmann |
|
Klassenfoto mit Johanna Koopmann |
Grabstein der Eheleute |
Dateiname: | fkoopl.htm |
Datum: | 23.3.2016 |
Erstellt von: | Ruth Warrener |
Fotografien: | Stadtarchiv Goch, Ruth Warrener |