Familie Koppel / Kann

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Textquellen

Mühlenstr. 27

Der Viehhändler Salomon Koppel lebte mit seiner Ehefrau Clara, geb. Leijser, in der Mühlenstraße 27. Seine Familie zählte zu den alteingesessenen jüdischen Familien in Goch. Seine Vorfahren lassen sich bis zum Anfang des 18. Jh. in Goch zurückverfolgen. Das Ehepaar hatte drei Kinder:  Helene (1895), Max (1899) und Hedwig (1896). Helene verstarb kurz nach der Geburt. 1927 verstarb Salomon Koppel und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Goch bestattet.

Die Tochter Hedwig war mit dem Kaufmann Ernst Kann verheiratet. Nach dem Tod von Salomon Koppel betrieben  Ernst und Hedwig Kann im elterlichen Haus eine Berufskleidungs- und Hemdenfabrik unter dem Namen EKAGO (Ernst Kann Goch). Doch schon im Juni 1933 zog die Familie mit Clara Koppel nach Gennep. Dort gründete Ernst Kann gemeinsam mit Albert und Paul David aus Geldern eine Tricotagefabrik. Der Firmenteil "DACO" stellte Tricotage her und im Firmenteil "Kann & Co." erfolgte die Weiterverarbeitung (1)(2). Die Fabrik war ein wichtiger Arbeitgeber in der Umgebung und bot auch vielen Emigranten Arbeitsmöglichkeiten. 1941 wurde die Firma "Kann & Co" unter deutsche Verwaltung gestellt. Ernst Kann zog daraufhin mit seiner Familie nach Zandvoort. Clara Koppel zog zu ihrem Sohn Max nach Helmond. Im März mussten alle Juden Zandvoort verlassen. Aus diesem Grund zog die Familie nach Naarden.  Im  April 1942 war sie dort  unter der Adresse  Jan Steenlaan 56  gemeldet. Zu dieser Zeit wohnte auch Clara Koppel wieder bei ihrer Tochter. Ihr Sohn Max war kurz zuvor mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert worden. Im Jahr 1943 zog Ernst Kann mit seiner Familie nach Amsterdam und tauchte unter. Lore arbeitete dort im Widerstand. Als sie von einem niederländische Polizisten bei der Verteilung von Lebensmittelmarken an untergetauchte Juden erwischt wurde, wurde sie verhaftet und kam am 9.6.1944 ins Durchgangslager Westerbork. Dort blieb sie zunächst in der Strafbaracke 67, die durch einen Zaun vom Rest des Lagers abgetrennt war. Durch Vermittlung von Abraham Asscher, ehemaliges Mitglied des jüdischen Rates in Amsterdam, konnte sie diese Baracke nach einiger Zeit verlassen. Anfang September 1944 stand sie auf einer Deportationsliste für einen Transport nach Auschwitz. Abraham Asscher machte erneut seinen Einfluss in Westerbork geltend. Lore wurde auf der Liste für den Transport nach Auschwitz gestrichen. Sie sollte stattdessen einen Tag später nach Theresienstadt deportiert werden. So rettete Abraham Asscher ihr das Leben, wurde aber selbst einige Zeit später nach Bergen-Belsen deportiert. Es war bekannt, dass die  Überlebenschancen in Theresienstadt wesentlich höher waren als in anderen Lagern oder Ghettos. In Theresienstadt kümmerte Lore sich um alte Leute. Sie überlebte das Lager und kam 1945 nach einem langen Leidensweg zu ihrer Familie  nach Naarden zurück. Ernst, Hedwig und Rosemarie Kann wohnten nach dem Kriegsende ebenfalls wieder in Naarden.

Max Koppel lebte 1931 mit seiner aus Neersen (Mönchengladbach/Krefeld) stammenden Frau Herta, geb. Cohn, in Berlin unter der Adresse Insbruckerstraße 14-15. 1934 wurde dort ihr Sohn Peter Klaus geboren. Die Familie zog vor dem Krieg in die Niederlande. Im April 1941 war sie in Helmond bei Eindhoven unter der Adresse Steenweg 10a gemeldet. Clara Koppel lebte zu dieser Zeit bei ihrem Sohn. 1942 zog sie zu ihrer Tochter Hedwig nach Naarden und verzog 1943 mit der Familie Kann nach Amsterdam. Im Mai 1942 wurde Clara Koppel verhaftet und kam am 29.5.1943 ins Durchgangslager Westerbork. Lore war bei der  Verhaftung ihrer kranken Großmutter anwesend und machte sich große Sorgen um sie (6). Am 11.6.1943 wurde Clara Koppel im Vernichtungslager Sobibor vergast.


 

Nachname

Vorname

Geburtsort u. - datum

Gest., Ort

Straße

verheiratet

Kinder

Bemerkungen

.

KANN

Ernst

23.2.1895 Duisburg

gest. in den Niederlanden

Mühlenstr.

Hedwig Koppel

  • Lore geb. 1.11.1923 Goch
  • Rosemarie geb. 2.10.1930 Goch

Kaufmann Inhaber der Wäscheschneiderei EKAGO. Im Juni 1933 verzog die Familie nach Gennep/NL. Dort gründet Ernst Kann mit Albert und Paul David eine neue Fabriken, Die Firma Kann&Co sowie die  Daco&Co GmbH. 1941 verzog die Familie Kann nach Zandvoort. Im April 1942 ist sie in der Jan Steenlaan 56, Naarden gemeldet. 1943 zog die Familie nach Amsterdam und tauchte unter. Nach dem Krieg zogen sie wieder nach Naarden

e

KANN
geb. Koppel

Hedwig

22.12.1896 Goch

gest. in den Niederlanden

Mühlenstr.

Ernst Kann

  • Lore geb. 1.11.1923 Goch
  • Rosemarie geb. 2.10.1930 Goch

Emigrierte im Juni 1933 mit ihrer Familie in die Niederlande nach Gennep. 1941 verzog die Familie Kann nach Zandvoort, 1942 nach Naarden und tauchte 1943 in Amsterdam unter. Nach dem Krieg zogen sie wieder nach Naarden.

e

KANN

Rosemarie

2.10.1930 Goch

1999

Mühlenstr.

-
  • -
Emigrierte im Juni 1933 mit ihrer Familie in die Niederlande nach Gennep. 1941 verzog die Familie Kann nach Zandvoort, 1942 nach Naarden und tauchte 1943 in Amsterdam unter. Nach dem Krieg zogen sie wieder nach Naarden.

e

KANN

Lore

1.11.1923 Goch

2.2.2017 Soest/NL

Mühlenstr.

-

Emigrierte im Juni 1933 mit ihrer Familie in die Niederlande nach Gennep. 1941 verzog die Familie Kann nach Zandvoort, 1942 nach Naarden und tauchte 1943 in Amsterdam unter. Lore arbeitete im Widerstand. Als sie von einem niederländische Polizisten bei der Verteilung von Lebensmittelmarken an untergetauchte Juden erwischt wurde, wurde sie verhaftet und kam am 9.6.1944 ins Durchgangslager Westerbork(5). Am 3.9.1944 wurde sie von dort nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte das Lager und kam 1945 nach einem langen Leidensweg zu ihrer Familie  nach Naarden zurück.

e

KOPPEL
geb. Leijser
Clara 14.9.1861
Anholt bei
Münster
11.6.1943
Sobibor

Mühlenstr.

Helmont

Salomon Koppel
*26.2.1857 Goch
+ 2.4.1927 Goch
  • Helene, geb. 7.5.1895
  • Hedwig, 22.12.1896 verh.Kann
  • Max, 10.5.1899
Verzog 1933 mit der der Familie ihrer Tochter Hedwig nach Gennep (NL). 1941 wohnte sie bei ihrem Sohn Max in die Niederlande (1941 Helmond, Steenweg10a).1942 zog sie wieder zu ihrer Tochter Hedwig  nach Naarden und verzog 1943 mit der Familie Kann nach Amsterdam. Sie wurde in Amsterdam inhaftiert und kam am 29.5.1943 ins Durchgangslager Westerbork.  Clara Koppel verstarb am 11.6.1943 im Vernichtungslager Sobibor.  
KOPPEL Max 10.5.1899
Goch
31.3.1944
"Central Europe"

Mühlenstr.
Berlin Insbrucker Str. 14-15 (ca. 1931-1934)
Helmond
Steenweg 10a (April 1941)

Herta geb. Cohn
Neersen 15.3 1942
Auschwitz 3.9.1942
Peter Klaus
Berlin 21.12.1934
Auschwitz 3.9.1942
Max Koppel heiratete Herta Cohn aus Neersen. 1931 lebten sie bereits in Berlin-Schöneberg unter der Adresse Innsbrucker Str. 14-15 (Jüdisches Adressbuch Berlin 1931)(4). 1934 wurde dort ihr Sohn Klaus-Peter geboren. In den 30er-Jahren emigrierte die Familie  in die Niederlande. Sie wohnten mindestens seit April 1941 in Helmond (Steenweg 10a) und wurde von dort  über Westerbork 1942 nach Auschwitz deportiert. Peter Klaus und seine Mutter verstarben am 3.9.1942 in Auschwitz. Max Koppel wurde auch nach Auschwitz deportiert. Sein Todesdatum wird auf den 31.3.1944 festgelegt (Ortsangabe: "Central Europe").  

 


Max und Hedwig Koppel
Familie Kann Koppel
Clara Koppel Rosemarie und Lore Kann
Max und Hedwig Koppel (4)
Familie Kann
Hedwig und Ernst Kann
v.l. Lore und Rosemarie Kann (4)
Großmutter Clara Koppel
mit ihren Enkelinnen
v.l.: Rosemarie und Lore (4)



Grab von Salomon Koppel

Quellen

Dateiname: fkoppel.htm
Datum: 17.7.2017
Erstellt von: Ruth Warrener
Fotografien: Ruth Warrener, (c) Nicolette ISTA (4) - mit Erlaubnis veröffentlicht