Familie Abraham Cohen

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Weezer Straße 29

Abraham Cohen war Metzgermeister in Kalkar (Kesselstraße 104 heute 10) (2). Die Familie, d.h. Abraham Cohen, seine Nichte Else Cohen, die Schwiegertochter Paula Cohen und ihre beiden Söhne Gabriel und Werner, zog am 11. Mai 1938 nach Goch (4) in die Weezerstraße 29. Abraham Cohen verzog 1939 wie auch sein Enkel Gabriel in die Niederlande. Dort war er zuletzt in einem Altersheim in Amsterdam wohnhaft. Von dort wurde Abraham deportiert und wurde im KZ Sobibor vergast.

Hugo Cohen, der Sohn von Abraham Cohen, war Viehhändler stammt aus Kalkar. Am 23.1.1936 wurde er von der großen Strafkammer zu Kleve wegen "Notzucht" (Rassenvergehen) zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. Was hatte er getan? Hatte er etwas seine Frau betrogen? - Nein! -Seit den Nürnberger Gesetzen vom September 1935 war es jüdischen Arbeitgebern verboten, weibliche arische Mitarbeiterinnen anzustellen. An dieses Gesetz hatte sich Hugo Cohen nicht gehalten, und eine langjährige Angestellte nicht entlassen. Er kam bis zum 13.12.1939 in die Strafanstalt Lüttringhausen. Nach seiner Entlassung zog das Ehepaar nach Duisburg-Meidrich in die Friedrichstr. 36 und betrieb von dort aus Auswanderungsvorbereitungen in die USA. Sohn Werner war zu dieser Zeit bereits in Argentinien. Er war mit einem Onkel dorthin ausgewandert. 1940 zogen sie in die Augustastr. 29. Am 15.3.1941 wurde Hugo Cohen durch die Gestapo erneut verhaftet, da befürchtet wurde, „...er werde in Freiheit sein Treiben fortsetzen und die zur Erhaltung der Rassereinheit ergangene Anordnung sabotieren“. Er wurde mittels eines Sammeltransports am 5.5.1941 in das KZ Buchenwald überstellt. Dort verstarb er am 17.3.1942 angeblich an Lungenentzündung. In Wirklichkeit kam er am 2.3.1942 in die „Heil- und Pflegeanstalt Bernburg" und wurde in der dortigen Gaskammer getötet (*3 S. 236). Seine Urne wurde auf dem Beeker Friedhof beigesetzt. Paula Cohen wurde am 10.12.1941 von Düsseldorf aus nach Riga deportiert. Am 8.8.1944 wurde sie dann ins KZ Stutthof verlegt und ist dort gestorben.

Gabriel Cohen verließ am 30.8.1939 Goch mit dem Zug ab 9:28 Uhr Goch und fuhr via Nimwegen nach Gouda zur Jüdischen Jugendfarm Catharinahoeve (Joodsche-Tuinbouwschool Gouda). Dort machten ca. 20 Jugendliche eine landwirtschaftliche bzw. gartenbautechnische Ausbildung. Nach zweijähriger Ausbildung sollte Gabriel wie auch die anderen Auszubildenden nach Palästina (Alijah) auswandern. Dort sollten die so genannten „Jungen Pioniere“ Boden urbar machen und landwirtschaftliche Güter aufzubauen (5-Dokument zum Grenzübertritt von Gabriel Cohen). Noch im Oktober 1939 schreibt Gabriel an die niederländische Königin einen Bittbrief, da er sich große Sorgen um seinen Vater machte und kaum essen und schlafen konnte. In diesem bittet er die Königin seinen Vater Hugo, der vier Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen habe, in den Niederlanden aufzunehmen. Wenn er nicht in ein anderes Land emigrieren könne, müsse er lebenslang in ein Konzentrationslager. Er wende sich direkt an die Königin, da die niederländischen Behörden die Grenzen für Flüchtlinge geschlossen habe. Die Bitte wurde von der die Polizei in Gouda und durch das Justizministerium mit der Begründung abgelehnt, dass die Lage nicht wirklich gefährlich sei und die Eltern ohnehin ein Ausreisevisum in die USA beantragt hätten (5). Es kam aber tatsächlich so, wie Gabriel es befürchtet hatte. Wie oben beschrieben wurde der Vater 1941 in das KZ Buchenwald deportiert und wurde 1942 in der "Heil- und Pflegeanstalt Bernburg" vergast. Am 22.4.1943 erhielten alle Einwohner von Catharinahoeve ihren Evakuationsbescheid und mussten sich am nächsten Tag im KZ Vught melden. Die meisten Auszubildenden tauchten unter oder flohen. Ob Gabriel zu diesem Zeitpunkt nach dort war, ist unbekannt. Im Jahre 1943 war er in Amsterdam gemeldet. Er hatte dort kurze Zeit nacheinander drei verschiedene Wohnsitze (s.u) und kam am 25.5.1943 ins Durchgangslager Westerbork in die Strafbaracke 63 (5). Vermutlich hatte er versucht sich den in Amsterdam stattfindenden Razzias zu entgehen und hatte versucht sich zu verstecken. Auch Anne Frank kam mit ihren Eltern und ihrer Schwester aus eben diesem Grund in eine Strafbaracke in Westerbork. Von Dort wurde er nach Sobibor deportiert und vergast. Er verstarb dort im Alter von 19 Jahren am 4.6.1943.

Werner überlebte als einziges Mitglied der Familie den Holocaust. Er baute nach anfänglichen Schwierigkeiten ein Textilunternehmen mit 250 Mitarbeitern auf. Werner heiratete und hatte zwei Kinder und Enkelkinder.

Else Cohen war die Nichte von Abraham Cohen. Sie zog 1939 ebenfalls nach Duisburg und arbeitete in der Mühlheimer Str. 81 bei einer Familie Lazar. 1941 zog sie in die Fuldastraße 1. Am 22.4.1942 wurde sie nach Izbica deportiert und gilt als verschollen.

 

  • (1) G. v. Roden, Geschichte der Duisburger Juden, Duisburg 1986
  • (2) Bergmann, Bondy, Pomerance: Juden in Kalkar, B.o.s.s Druck und Medienverlag, 1990, S. 33-37.
  • (3) Juden in der Geschichte des Gelderlandes, hrsg. v. Bernhard Keuck und Gerd Halmanns im Auftrag des Arbeitskreises Jüdisches Bethaus Issum und des Vereins für Geldern und Umgebung, Geldern 2002, S. 236 ff.
  • (4) Mitgliedslisten der israelitischen Spezialgemeinde Goch vom 1.Juli 1938 als Zugang gemeldet. Wiener Library, StA Goch, Karton J4 - Gestapo Akten
  • (5) Email Miriam Mijatovich-Keesing (Informationen und Dokumente)

Werner Cohen - Emigration nach Argentinien - E

Gabriel Cohen - Ausbildung als Palästina Pionier

 

Nachname

Vorname

Geburtsort u. - datum

Gest., Ort

Straße

verheiratet

Kinder

Bemerkungen


COHEN

Abraham Herz

30.12.1861 Kalkar

für tot erklärt Sobibor 13.3.1943

Weezer Str. 29 (seit Mai 1938)

Amsterdam:

(Grensstraat 9I ?)
Jekerstraat 5

verh. seit dem 10.4.1888 Amalie "Malchen" Oppenheimer
*19.06.1857 in Schlüchtern
gest. 12.09.1936

  • Hugo geb. 28.4.1893 Kalkar
  • gest. 17.3.1942 Buchenwald
  • Ernst, *23.07.1896, gest. 18.11.1939 Buenos Aires
  • Arnold, *21.10.1894, gest. 22.04.1965
  • Dr. Friedrich, *07.11.1898 Kalkar,
    gest. London
  • u.a.

Rentner, Metzger

Abraham Cohen zog 1938 aus Kalkar zu und emigrierte. Wird am 1.Juli 1938 in der Liste der jüdischen Gemeinde Goch als Zugang gemeldet. Emigrierte 1939 in die NL. Er war zuletzt in einem Altersheim in Amsterdam wohnhaft.
Er war der Bruder von Frederike Oppenheimer geb. Cohen.

Deportation:
10.3.1943 von Westerbork ins Vernichtungslager Sobibor
13.3.1943 in Sobibor für tot erklärt

 

k

COHEN

Hugo

28.4.1893 Kalkar

17.3.1942 Bernburg a.d. Saale
(Euthanasie Tötungsanstalt)

Weezer Str. 29

zuvor
Slageterstraße Ecke Markt (Kalkar)

1939 Duisburg-Meidrich, Friedrichtstraße 36
1940 Duisburg, Augustraße 29

Paula Kaufmann

  • Werner geb. 6.3.1921 Kalkar
  • Gabriel geb. 6.1.1924

Viehhändler

Von 1936 bis 1939 verbüßte er eine Haftstrafe wegen eines Rassenvergehens. 1939 verzog das Ehepaar nach Duisburg, nachdem die Söhne mit Verwandten emigriert waren. In Duisburg lebten sie im Stadtteil Meidrich, Friedrichstr. 36 und ab 1940 in der Augustastr. 40. Die Familie bereitete ihre Auswanderung nach Amerika vor. Da diese bis 1941 nicht erfolgt war, wurde er am 15.3.1941 von der Gestapo verhaftet und am 5.5.1941 nach Buchenwald deportiert. Am 2.3.1942 wurde er in die „Heil- und Pflegeanstalt“ Bernburg deportiert und in der dortigen Gaskammer getötet. Seine Urne wurde am 6.7.1942 auf dem Beecker Friedhof beigesetzt (*Juden Gelderland S. 236, v. Roden, S. 1054). Der Familie wurde mitgeteilt, er sei angeblich in Buchenwald an einer Lungenentzündung gestorben.

k

COHEN
geb. Kaufmann

Paula

6.7.1889 Rheurdt

28.11.1944 Stuffhof

Weezer Str. 29
(Rheurdt
Uedem
Goch
Duisburg)

Weezer Str. 29
zuvor
Slageterstraße Ecke Markt (Kalkar)
1939 Duisburg-Meidrich, Friedrichtstraße 36
1940 Duisburg, Augustraße 29

 

Hugo Cohen

  • Werner geb. 6.3.1921 Kalkar
  • Gabriel geb. 6.1.1924

Wird am 1. Juli 1938 in der Liste der jüdischen Gemeinde Goch als Zugang gemeldet. Verzog Ende 1939 nach Duisburg. Von dort nach am 11.12.1941  nach Riga und später (8.8.1944) ins KZ Stutthof deportiert und dort gestorben.

k

COHEN

Gabriel

6.1.1924 Kalkar

für tot erklärt Sobibor
04.06.1943

Weezer Str. 29

-
  • -

Schüler
Zog 1938 zu und emigrierte am 30.8.1939 in die Niederlande (Gouda). Machte dort auf der Jugendfarm Catherinahoeve eine gartenbautechnische Ausbildung mit dem Ziel in Palestina als "Junger Pionier" beim Aufbau der Landwirtschaft zu helfen.
Wohnsitze in Amsterdam:

  • Vechtstraat 5 III
  • Reitzstraat 19hs
  • Ben Viljoenstraat1-3 (Liste vom 10.5.1943)

deportiert:
25.5.1943 Westerbork Baracke 63,
gest. Sobibor 4.6.1943,

k

COHEN

Werner

6.3.1921 Kalkar

-

Weezer Str. 29

Eugenia geb. Pugliese
* 17.03.1923 Alessandria/I
  • Hugo, geb. 07.01.1953
  • Liliana, geb. 24.12.1950

Schüler, evangelische Schule und dann Rektoratsschule in Kalkar, 1935 jüdische Schule in Kleve, 1936/37 sechsmonatiges Praktikum bei einem Textilunternehmen in der Schweiz. Nach der Rückkehr zog er zu den Großeltern nach Rheurdt, da er von dort aus leichter zu einem Textilunternehmen in Krefeld kam, wo er eine Lehrstelle hatte.
Werner ist mit Verwandten aus Issum 1939 nach Argentinien - Buenos Aires - ausgewandert. (Onkel: Ernst Cohen, Tante: Frida und Cousine Margit).(*siehe (2) Bergmann, u.a., Juden in Kalkar) Dort baute er nach anfänglichen Schwierigkeiten ein Textilfärbei- und Textildruckunternehmen mit 250 Mitarbeitern auf.

e

COHEN

Else

8.7.1906 Kalkar

verschollen Izbica

Weezer Str. 29

-
  • -
  • Hausangestellte,
  • Tochter von Salomon Cohen aus Kalkar, Nichte von Abraham Cohen (s.o)
  • Zog 1938 zu und verzog 1939 nach Duisburg. Sie wohnte seit 1939 in der Mülheimer Str. 81 bei Lazar und seit 1941 in der Fuldastr. 1. Am 22.4.1942 wurde sie von der Gestapo "evakuiert" und ist in Izbica verschollen.

 

k

 

Abraham Cohen,
geb. in Kalkar
für tot erklärt Sobibor
(B1)

Else Cohen,
Hausangestellte, Nichte von Abraham Cohen aus Kalkar
von Duisburg aus deportiert
verschollen Izbica
(B2)

Gabriel Cohen
für tot erklärt Sobibor
(B3)

Werner Cohen
emigrierte mit Verwandten aus Issum nach Argentinien
(B4)

 

Werner und Gabriel Cohen mit ihren Großeltern Berta und Siegmund Kaufmann aus Rheurdt.
(Quelle: Gemeindearchiv Rheurdt)

 

Quellen:

(allgemein: siehe Impressum)

 

Dateiname: fcohena.htm
Datum: 11.02.2013
Erstellt von: Ruth Warrener
Fotografien:

B1-B4: Stadtarchiv Goch u. s.o.
B5: Juden in der Geschichte des Gelderlandes, hrsg. v. Bernhard Keuck und Gerd Halmanns im Auftrag des Arbeitskreises Jüdisches Bethaus Issum und des Vereins für Geldern und Umgebung, Geldern 2002, S. 242