Mein Aufenthalt im Durchgangslager Westerbork
Am
05.10.1942 wurde ich gemeinsam mit meinem Onkel, meiner Tante und
meinem Cousin ins Durchgangslager Westerbork gebracht. Dort lebten wir
neun Monate. Es war eine schreckliche Zeit. Dieses Lager wirkte auf
mich
wie eine kleine Stadt. Es gab viele öffentliche Einrichtungen und sehr
viele Wohnbaracken. In diesen Baracken sollten eigentlich 300 Personen
leben, jedoch wurden 1943 dort auch bis zu 1000 Personen untergebracht.
Es war dort viel zu eng und man hatte keine Privatsphäre. Unser Gepäck
mussten wir auf unseren Betten unterbringen. Es waren jeweils
Dreifach-Betten und sie standen alle dicht beieinander. Das aller
Schlimmste für mich waren die Toiletten. Man musste direkt neben
einander sitzen. Es gab keine Einzelkabinen. Ich wollte sie erst gar
nicht benutzen, weil ich mich schämte, aber mir blieb schließlich
nichts anderes übrig.
Hier
sieht man, wie wir Kinder dort zur Schule gingen.
(B1)
(Erinnerungszentrum Westerbork)
Im Durchgangslager besuchte ich
eine Schule. Ich
freute mich immer darauf, dorthin zu gehen. Für mich bedeutete es ein
bisschen Normalität, jeden Tag zur Schule zu gehen und dort die anderen
Kinder zu treffen. Weil mein Onkel und meine Tante einen Arbeitsplatz
fanden, konnten wir längere Zeit in Westerbork bleiben.
Am
18.05.1943 wurde ich mit 2599 anderen Juden in einen Zug Richtung Osten
geschickt. Im Zug wurden wir mit vielen Leuten in einen
Viehwagon gesteckt, in dem wir einen Eimer Wasser zum Trinken hatten
und einen Eimer als Toilette teilten. Es war eine schreckliche Fahrt,
die mir unendlich lang vorkam.
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