Vortrag von Robin Devries (04.06.2014)
englisch
Am 04. Juni 2014 war Robin Devries und seine Ehefrau Jeannie
bei uns zu Gast, Er reiste von Australien nach Goch, um die
Stolpersteinverlegung für seine Familie an der Voßstraße 12
mitzuerleben und zwei Vorträge an unserer Schule zu halten.
Am Vormittag informierte Robin Devries den Geschichtsleistungskurs des
Jahrgangs 12 und seine Lehrerin Katja Bodden über die Geschichte der
Familie Devries und das Leben seines Vaters Max in der Emigration. Am
Nachmittag erfolgte im Anschluss an die Stolpersteinverlegung von
insgesamt 20 Stolpersteinen in Goch ein gemeinsames Kaffeetrinken und
ein Gesprächsaustausch in der Mensa der Gesamtschule Mittelkreis.
Nach der Begrüßung durch die Schulleiterin Frau Dr. Teetzmann und einer
Ansprache der stellvertretenden Bürgermeisterin Gabriele Theissen
erzählte Robin Devries den anwesenden Gocher Bürgern und Bürgerinnen,
dass er nicht nur eine lange Reise von Australien nach Goch, sondern in
diesem Fall durch die Vorbereitung der Vorträge auch eine lange Reise
in die Vergangenheit seiner Familie gemacht habe. Durch die große
Fotosammlung, die Max Devries hinterlassen hat, lernte er seinen Vater
von einer ganz anderen Seite kennen. Er sah einen jungen Mann, der
wollte, was wir alle wollen: Familie, Karriere, Liebe und Erfüllung.
Dies war ein ganz anderer Mann als der Vater, den er kannte - ein
zorniger, intoleranter, in sich zurückgezogener Mann, der sich vor
allem fürchtete, was nur das geringste Risiko beinhaltete.
Durch diesen Blick in die Vergangenheit habe er endlich erkannt, welche
Auswirkungen die Ereignisse in der Zeit des Nationalsozialismus auf
seinen Vater Max hatten. Ihm und seiner Generation wurde versagt, in
Würde, in Freiheit, in Erfüllung zu leben und sie wurden ihrer
Möglichkeiten und Hoffnungen beraubt.
Robin mahnte, dass wir alle dieser Generation etwas schuldig seien und
dass die Stolpersteine eine erste Rückzahlung der großen Schuld
darstellten. Er wies darauf hin, dass wir außerdem die Erinnerung wach
halten und die Geschichten der jüdischen Bürger Gochs unseren Kindern
und Enkelkindern weitererzählen sollen.
Die bewegend vorgetragene Geschichte der Familie Devries und
insbesondere seines Vaters Max wurde durch eine reich bebilderte
Präsentation unterstützt, die den anwesenden Gästen einen Rückblick in
die jüdische Vergangenheit Gochs und in das neue Leben von Max Devries
in Australien ermöglichte. Die vielen von Robin Devries vorgetragenen
persönlichen Erinnerungen und seine offene, herzliche Art ließen keinen
der anwesenden Gäste unberührt.
Robin Devries schloss seinen Vortrag mit dem Hinweis darauf, dass es so
einfach sei, immer nur an die fürchterlichen Schrecken der
Vergangenheit zu denken und nur das Böse zu sehen. Er aber versuche,
das Gute und Verbindende zu suchen, und dies habe er hier in Goch durch
die Stolpersteinverlegung, die neuen Kontakte und das Interesse der
Zuhörer erfahren.
Wir bedanken uns bei Robin und seiner Frau Jeannie für ihre weite
Reise, für das Engagement, uns das Leben einer jüdischen Generation in
den 30-er Jahren näher zu bringen und nicht zuletzt für ihre herzliche
Art, uns zu begegnen.
07.06.2014
Ruth Warrener
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