Kartenansicht
Projektinfo
Stolpersteinliste
Sponsoreninfos
Suchanfrage
Stolpersteine 04.10.13
Stolpersteine 04.06.14
Stolpersteine 09.12.14
Stolpersteine 27.02.15
Stolpersteine 14.12.15
Stolpersteine 14.06.16
Ausstellung 2015
Angehörigen Besuche
Kontakt

Rede - Gesamtschule Mittelkreis - 7e



Johanna Hoffmann
Ellen van Leeuwen-Hoffmann
Johanna
Wunder
Hoffmann

Ellen
van Leeuwen
Hoffmann


Die "Koopmannmädchen"
(vorgetragen von:
Alyssa Verheyen, Lara Praest,
Lea Vranken)

Familienhintergrund

"Die Koopmannmädchen", so wurden Ellen und Johanna in Goch genannt. Eigentlich war ihr Nachname Hoffmann. Der Spitzname leitete sich vom Nachnamen ihrer Großmutter ab. Sie besaß das große Kaufhaus Koopmann in der Voßstraße. Johanna und Ellen wohnten mit ihren Eltern über dem Kaufhaus.

Die Mädchenmittelschule

Beide "Koopmannmädchen" besuchten seit Ende der 20er-Jahre die Mädchenmittelschule. Im September 1930 zog die Mädchenmittelschule in das neu erbaute Gebäude am Südring ein. Im heutigen Gebäudetrakt A befand sich die Mädchenmittelschule und im C-Trakt das Realprogymnasium

Die Wende

Als Hitler und die NSDAP 1933 an die Regierung kamen, war Ellen gerade 14 und Johanna 15 Jahre alt geworden. Schnell merkte man, dass für jüdische Familien nun eine neue Zeit angebrochen war.

Sowohl im öffentlichen Raum als auch in der Schule wurden Juden zunehmend ausgegrenzt und entrechtet.

Die Mädchenmittelschule war von dieser antijüdischen Stimmung ebenfalls betroffen:

  • In Liedern und neuen Büchern wurden Juden als minderwertige Rasse dargestellt.
  • Im neuen Fach Erbgesundheitslehre lernten die „arischen“ Schülerinnen, dass sie einer zum herrschen bestimmten Rasse angehörten. Juden wurden als minderwertig und als Hauptfeind dieser Rasse dargestellt. Sie lernten, dass man diesen Feind bekämpfen müsse.

Auftrittsverbot für Ellen im September 1944


All diese Maßnahmen müssen dazu geführt haben, dass sich Ellen und Johanna in der Schule ausgegrenzt, herabgesetzt und verspottet fühlten. Aber ein einschneidendes Ereignis im September 1934 führte beiden vor Augen, dass es immer noch schlimmer kommen kann.

Am 27. September fand auf dem Viktoria Sportplatz das Fest der deutschen Schule statt. Alle Eltern und Schüler sowie die Verwaltungsspitze der NSDAP nahmen teil. Die beiden Oberklassen der Mittelschule zeigten einen Elsässer Volkstanz. An dieser Tanzvorführung nahm auch Ellen teil.


Diese Teilnahme sollte Folgen haben. Ernst Salzmann, der Ortsgruppenleiter der NSDAP in Goch, hatte mitbekommen, dass Ellen Jüdin war und beschwerte sich anschließend beim Leiter des nationalsozialistischen Lehrerbundes. Er schrieb:

"Wie mir berichtet wurde, hat bei der volksdeutschen Kundgebung ein Mädel nichtarischer Abstammung bei den Volkstänzen mitgewirkt. Obwohl es der betreffenden Lehrerin bekannt sein dürfte, dass es mehr als Brauch ist, dass bei volksdeutschen nationalsozialistischen Veranstaltungen Personen nichtarischen Abstammung nicht zugelassen werden, hat man dieser selbstverständlichen Forderung nicht Rechnung getragen. ..."


"... Ich bin nicht gewillt, eine derartige Frechheit zu dulden und wundere mich, dass nicht ein Parteigenosse die sofortige Entfernung der Person veranlasst hat."


Die Schulleitern Anna Flies versuchte sich für Ellen in einem langen Brief einzusetzen, aber es half nicht.

Der Leiter des nationalsozialistischen Lehrerbundes teilte ihr abschließend mit:

"Die mir unterbreiteten Gründe, denen Sie die Berechtigung zu entnehmen glaubten, die Schülerin Hoffmann bei der Aufführung des Volkstanzes mitwirken zu lassen, können nur zum Teil gewürdigt werden. Es entspricht dem Empfinden weiter Volkskreise und vor allem jedes Nationalsozialisten, dass Nichtarier von allen deutschen Veranstaltungen ausgeschlossen werden.

Dem Wunsche des Führers und seines Stellvertreters, dem Judentum gegenüber in jeder Weise die allergrösste Zurückhaltung zu üben, hätte auch in diesem Falle unbedingt Rechnung getragen werden müssen. "


Von diesem Zeitpunkt an, durfte Ellen nicht mehr öffentlich auftreten. Nicht allein Gesetze, sondern "das Empfinden weiter Volkskreise" sowie der "Wunsch des Führers" bestimmten, was in Zukunft mit den Juden geschehen sollte..

Am Ende des Schuljahres musste Ellen die Mädchenmittelschule verlassen.

Wie ihre beruflichen Pläne ausgesehen haben, wissen wir nicht. Vielleicht träumten sie davon, Abitur zu machen und zu studieren. Nun war dies alles nicht mehr möglich.

Ellen wurde 1943 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Ende 1944 kam sie ins Konzentrationslager Auschwitz und musste dort harte Zwangsarbeit unter schlimmsten Umständen ertragen. Sie verstarb 1945 im Alter von 26 Jahren auf einem der sogenannten Todesmärsche von Auschwitz nach Bergen-Belsen.

Johanna kam 1943 für ein Jahr als politische Gefangene in ein Berliner Gefängnis. Im Januar 1944 wurde sie ins KZ Ravensbrück deportiert, wo sie ebenfalls Zwangsarbeit leisten musste. Obwohl die Überlebenschancen dort nicht groß waren, hatte sie großes Glück, als sie im April 1944 im Rahmen einer Rettungsaktion des Roten Kreuzes nach Schweden gebracht wurde. Sie überlebte den Holocaust und verstarb erst 2006 im Alter von 89 Jahren in Düsseldorf.

Magda Janssen eine mutige Freundin

Die Veränderungen an der Mädchenmittelschule und in Goch zu erleben, war für Johanna und Ellen nicht einfach. Viele ehemalige Freundinnen wandten sich von ihnen ab, um nicht als "Judenfreundin" gehänselt zu werden.

Aber nicht jeder hat mitgemacht! Ellens Freundin Magda Janssen hat sich nicht einschüchtern lassen. Weil sie weiterhin mit Ellen befreundet blieb, versuchte man sie sogar mit dem Ausschluss des Bruders aus der Hitlerjugend unter Druck zu setzen. Aber Magda gab nicht nach und blieb mit Ellen befreundet.

Magdas Verhalten zeigt einen außergewöhnlichen Mut und große Zivilcourage. Wie viel leichter wäre es für sie gewesen, dem Druck der Mehrheit nachzugeben, einfach wegzusehen, mitzumachen und sich keine Feinde zu schaffen.

Aber Magda ist nicht den leichten Weg gegangen, sondern hat zu ihrer Freundschaft mit Ellen gestanden. Sie hat riskiert, ebenfalls verspottet und ausgegrenzt zu werden. Magda hat es gewagt, nicht "JA" zu schreien sondern "NEIN" zu sagen.

Sagt Nein!

Diesen Mut und diese Zivilcourage wünschen wir euch allen. Haltet zu euren Freunden. Schaut nicht weg, wenn jemand gemobbt oder gehänselt wird.

Habt den Mut ebenfalls "NEIN!" zu sagen.

Stolpersteine - Geschwister Hoffmann






Infos
Stolpersteine in Goch

Stolpersteine-Gruppe1 auf einer größeren Karte anzeigen


Stolpersteinverlegung
Johanna und Ellen
Hoffmann
Leeger-Weezer-Weg
Gesamtschule
Mittelkreis

Rede Klasse 7e  Gesamtschule Mittelkreis
Stolpersteinverlegung  Gesamtschule Mittelkreis


Stolpersteinprojekt des Künstlers Günther Demnig

Stolperstein Selma Devries

Der Künstler Gunter Demnig hat das Stolpersteinprojekt ins Leben gerufen. Er möchte an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, indem er vor ihren letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Bürgersteig einlässt. Stolpersteine wurden bereits in mehr als 500 Orten Deutschlands und in mehreren andern europäischen Ländern verlegt.

weitere Informationen...






Dateiname:
goredgem01.html
Datum:
08.06.14
Erstellt von :
R. Warrener
Text von:
R. Warrener
Fotografien:

(B4) Fotoammlung  Warrener