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Rede - Voßstraße 16

Familie Koopmann - Hoffmann - Brünell

Redner und Rednerinnen: Klasse 9 b
des Collgium Augustinianum Gaesdonk

Zeremonie Vosstraße 16 - Schüler der Gaesdonk







Gedenken an die Familie Koopmann / Hoffmann /Brünell

Wir gedenken hier der Familie Brünell/Koopmann, die an dieser Stelle wohnte und ihr Bekleidungsgeschäft führte. Dabei haben wir einzelne Personen herausgesucht, die in einem ersten Schritt stellvertretend vorgestellt werden sollen.

Im zweiten Teil des Gedenkens wird ein fiktiver Dialog über die letzten Stunden des Lebens von Hertha Brünell und ihren beiden Kindern Herbert und Hannelore berichten.

Johanna Koopmann

Johanna Koopmann (geb. Gerson ) wurde am 3.6.1870 geboren. Sie war mit Jakob Koopmann verheiratet. Zusammen hatten sie fünf Kinder (Anna, Edith, Hertha, Helene und Hildegard). Nach dem Tod ihres Mannes 1912 führte sie an dieser Stelle das größte Konfektionsgeschäft in Goch. Ihr Schwiegersohn Siegmund Brünell übernahm anschließend die Leitung des Geschäfts, bis die Familie 1938 gezwungen wurde ihr Geschäft aufzugeben und nach Düsseldorf zog. Dort verstarb sie am 18.12.1941 eines  natürlichen Todes.

Siegmund Brünell:

Siegmund Brünell wurde am 11.6.1892 in Brühl geboren. Er heiratete Hertha Koopmann und bekam mit ihr zwei Kinder. Er arbeitete im Textilgeschäft der Familie Koopmann und wurde zum Geschäftsführer nach dem Tod von Herthas Vater, bis zur Zwangsaufgabe 1938. Am 22. September 1938 stellte er für die ganze Familie Passanträge für die Auswanderung. Doch dann fing die Gestapo 1939 ein Päckchen der Familie mit Geld und Goldschmuck ab und verhaftete das Ehepaar wegen Devisenvergehen und Beihilfe zur illegaler Auswanderungen anderer Juden. Siegmund wurde im Düsseldorfer Polizeigefängnis inhaftiert und 1940 in die Strafanstalt Derendorf überführt. Dort gelang ihm am 3. Mai 1940 die Flucht und er ging nach Shanghai. Nach dem Krieg wanderte er dann nach Amerika aus.

Hertha Brünell

Hertha Brünell, geborene Koopmann, wurde am 06. Oktober 1896 in Goch geboren. Ihre Eltern hatten ein Textilgeschäft. Nach der Heirat mit Siegmund Brünell bekam sie zwei Kinder. Kurz darauf mussten sie ihr Geschäft aufgeben und die gesamte Familie musste 1941 nach Düsseldorf ins Judenhaus ziehen. Aufgrund eines Missverständnisses wurden sie wegen „Beihilfe zur Flucht anderer Juden“ angeklagt. Hertha und ihre beiden Kinder wurden im Oktober 1941 ins Ghetto Litzmannstadt (in Polen) deportiert. Sie lebten dort in einer Sammelunterkunft und wurden aufgrund einer „Aussiedlungsaktion“  nach Chelmno gebracht. Dort wurde sie vergast. Sie starb im Mai 1942 im Alter von 45 Jahren.

Hannelore Brünell

Hannelore Brünell wurde am 14.Dezember 1930 in Goch geboren. Sie war die Tochter von Siegmund und Hertha Brünell. Ihr Bruder war Herbert Brünell. Sie wohnte über dem Laden ihrer Eltern in der Voßstraße 14-16. Nachdem Boykott ihres Geschäftes zogen sie im März 1938 nach Düsseldorf in die Himmelgeister Straße 5. Von dort wurde sie 1941 deportiert nach Litzmannstadt und am 7.5.1942 wurde sie mit ihrer Mutter Hertha und ihrem Bruder Herbert in Chelmno vergast. Sie starb im Alter von 11 Jahren.

Herbert Brünell

Herbert Brünell wurde am 08. Juni 1926 in Goch geboren. 1932 wurde er in die evangelische Volksschule eingeschult. Im März 1938 musste er mit seiner Familie nach Düsseldorf ziehen. Drei Jahre später begleitete er seine Mutter und seine Schwester ins Ghetto Litzmannstadt. Dort herrschten fürchterliche Bedingungen. Sechzig bis Siebzig Personen wurden in einem eiskalten Schulzimmer einquartiert. Am 04. Mai 1942 wurde er dann nach Chelmno „ausgesiedelt“. Dort wurde er kurz nach der Ankunft im Alter von 15 Jahren vergast.


Der letzte Weg der Familie Brünell


Der fiktive Dialog zwischen der Mutter Hertha Brünell und ihren Kindern Hannelore und Herbert beschreibt ihren letzten Weg im Frühjahr 1942. Er begann am Bahnhof Radegast des Gettos Litzmannstadt.


Mutter: Was machen Sie da?
SS: Wir nehmen Ihr Gepäck weg.
Hannelore:  Mama, ich habe Angst.


Sie gehen zum Zug.


Hannelore: Mama, wo fahren wir hin?
Mutter: Ich weiß es nicht.
Herbert: Hannelore, komm, wir müssen einsteigen.

Sie steigen ein.
Nach einiger Zeit...


Hannelore: Wie lange dauert es noch?
Mutter:  Ich weiß es nicht.
Herbert:  Merkt ihr das, wir werden langsamer!
Mutter:  Du hast Recht.

Sie sehen aus dem Fenster. Der Zug hält am Bahnhof Kolo.

Hannelore: Gar nicht übel hier.
SS: Tempo! umsteigen auf Gleis 5!
Hannelore:  Schade, ich dachte wir wären am Ziel.
Herbert:  Ja, Genau, schnell.
SS:  Los, schneller jetzt!

Der Zug fährt los. Kurze Zeit später hält er in Powierzy.

Herbert: Das war eine kalte Fahrt.
Hannelore: Jetzt sind wir da oder?
Mutter: Ja, mal sehen, was uns erwartet. Ich fürchte nichts Gutes.
SS: Aussteigen! Mir folgen!

Sie gehen zu Fuß weiter.

Herbert:  Hannelore, kannst du noch?
Hannelore: Es geht. Siehst du die Mühle?
Herbert: Ja, Ortsschild von Zawadki.
Mutter: Richtig.
SS: Los, rein in die Mühle!

Sie legen sich hin.

Herbert: Gute Nacht, erholt euch. Morgen ist es bestimmt nicht mehr weit.
Hannelore: Du dich auch. Bis morgen.
Mutter: Gute Nacht Kinder.

Die SS schließt die Tür.
Mitten in der Nacht


Herbert: Was ist denn jetzt los?
Hannelore: Hilfe!
SS: Steigt in den LKW!
Herbert: Was wird das?
Hannelore: Hilfe!

Kurze Zeit später...

Hannelore: Wohin fahren wir? Ich hab Angst.
Mutter: Ich weiß es nicht. Es wird schon alles gut gehen.


Sie gelangen ins Ortslager Chelmno und kommen an ein Herrenhaus, das von Bretterzäunen umgeben ist.


SS: Nach der Reise könnt ihr euch jetzt waschen, dann geht’s auf zum Arbeiten.
Mutter: Gut, danke.
SS: Hier lang. Bewegung!


Wenig später betreten sie einen Gaswagen.


Herbert: Was machen wir hier, Mama Warum müssen wir uns ausziehen?
Mutter: Ich weiß es nicht, Liebling. Wir müssen unsere Kleider desinfizieren und baden gehen.
Herbert: Das ist komisch.
Hannelore: Du hast Recht. Ziemlich merkwürdig.
Herbert: Oh, die Tür ist zu!
Hannelore: Es qualmt!

Das waren ihre letzten Worte.


Alle Texte wurden von der Klasse 9b des Collegium Augustinianum Gaesdonck (Schuljahr 2014/15) selbstständig erarbeitet.






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vorhanden



Johanna
Koopmann




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Ellen van Leeuwen, geb. Hoffmann
Johanna Wunder, geb. Hoffmann



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Anna
Hoffmann
geb. Koopmann
Ellen
van Leeuwen
geb. Hoffmann
(B20)
Johanna
Wunder
geb. Hoffmann
(B21)
Kurt
Hoffmann










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Herbert Brünell Hannelore Brünell
Hertha
Brünell
geb. Koopmann
Siegmund
Brünell
Herbert
Brünell
(B22)
Hannelore
Brünell
(B23)


Infos
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Stolpersteinverlegung
Johanna Koopmann

Anna Hoffmann
Ellen van Leuuwen
Johanna Wunder
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Hertha Brünell
Siegmund Brünell
Herbert Brünell
Hannelore Brünell

 
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Voßststraße 16 - Zeremonie mit SchülerInnen der Gaesdonk
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Gunter Demnig


Stolpersteinprojekt des Künstlers Günther Demnig

Stolperstein Selma Devries

Der Künstler Gunter Demnig hat das Stolpersteinprojekt ins Leben gerufen. Er möchte an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, indem er vor ihren letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Bürgersteig einlässt. Stolpersteine wurden bereits in mehr als 500 Orten Deutschlands und in mehreren andern europäischen Ländern verlegt.

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Dateiname:
gored091214_Vossstrasse16.html
Datum:
01.01.15
Erstellt von :
R. Warrener
Text von:
R. Warrener
Fotografien:

  Bilder d. Opfer des Hauses StaG
Fotos Christian Haumer