|
Rede - Herzogenstraße 36Alwine, Rosette und Jacob Stern
|
Jacob Stern (B12) |
Rosette Stern (B139 |
Erzähler:
Wir stehen vor dem Haus der Familie Stern in Goch. Eine der jüdischen Familien über die nicht viel bekannt ist, aber gesichert ist Alwine, Rosette und Jacob Stern wurden deportiert ins Ghetto Theresienstadt.
Das Ghetto und spätere KZ Theresienstadt war für die Propaganda des NS Staates ein zentraler Ankerpunkt und wurde als Vorzugslager für privilegierte Juden dargestellt. Doch das Leben jüdischer Familien war alles andere als bevorzugt.
Das folgende fiktive Gespräch, das von Schülern auf Basis der geschichtlichen Informationen über Theresienstadt erstellt wurde, versucht die Lebensumstände in Theresienstadt zu beschreiben.
Es wird geführt zwischen einem verklärten Jungen und einer abgeklärten jungen Deutschen.
Schüler: Von Theresienstadt habe ich letzten noch gehört. Im Osten, das soll ja ein richtiger Kurort sein.
Schülerin: Kurort? Seit Januar 1942 leben immer mehr Menschen dort und es scheint niemand ist vorbereitet auf die ganzen Menschen aus aller Welt- Deutschland, Holland, Tschechien. Doch die SS kümmerte sich nicht darum. Ihr ist es egal, wie viele Menschen dort hausen. Man lebte auf wenigen Quadratmetern mit mehreren Personen. Man hatte keine Privatsphäre, keine eigenen Toilette. Zu Anfang durfte man nicht einmal auf die Straße, weil es Befürchtungen gab, die Juden erschreckten die Bevölkerung Theresienstadt. Erst seit alle Stadtbewohner ausgezogen sind, kann man über die Straßen der Stadt laufen. Die Kasernenzimmer haben kahle Wände und man liegt auf Strohsäcken und dem kalten Betonfußböden. Man lebt von dem mitgebrachten Proviant, denn eine Lebensmittelversorgung- wie Supermärkten oder Suppenküchen gibt es noch nicht.
Schüler: Aber ich habe gehört man verkauft sogar Plätze in Theresienstadt für 150 Reichsmark im Monat und garantiert Unterkunft und für die Alten sogar Heimplätze. Ich habe sogar gehört die Menschen gehen freiwillig dort hin.
Schüler: Das stimmt- viele glauben an die Versprechungen der SS. Sie nehmen sogar Kredite auf oder verkaufen ihr ganzes Hab und Gut, um sich einen der garantierten Plätze im „Alters Ghetto“ Theresienstadt zu sichern. Sie sind voller Hoffnung, wenn Sie in den Zug steigen und Richtung Theresienstadt abreisen. Sie freuen sich sogar endlich sicher zu sein vor der Verfolgung und der Unterdrückung in Deutschland. Doch dann- wenn sie in Theresienstadt austeigen weicht die Hoffnung und die Freude der Enttäuschung und der Verzweiflung. Ihre Koffer werden ihnen abgenommen und wenn sie Schmuck tragen, wird ihnen auch dieser abgenommen- aber nicht für die SS, die tragen keine jüdische Kleidung oder jüdischen Schmuck. Die SS hat einen Laden eröffnet-hier werden die Sachen der Ankommenden wieder verkauft. Man kann Glück haben und so seine eigene Hose und sein eigenes Hemd gegen hohes Geld zurückkaufen.
Schüler: Aber- bei sowas bleibt doch keiner freiwillig. Wenn es wirklich so ist- wie du berichtest, dann haben sie doch die Freiheit sich wieder in den Zug zu setzen und zurück zu fahren.
Schüler: Es gab keine Freiheit- Männer durften nicht bei ihren Frauen leben. Briefe durfte nicht geschrieben werden. Es durfte nicht geraucht werden. Selbst der Bürgersteig ist den Insassen in Theresienstadt untersagt. Nachts darf man sein Haus nicht mehr verlassen. Kinder durften nicht unterrichtet werden und selbst das Singen ist hier untersagt.
Schüler: Aber was soll die SS schon dagegen machen.
Schüler: Die Schlagen- sie prügeln dich auf offener Straße nieder. Oder du wirst aufgehängt, weil sie dich mit einer Zigarette erwischen oder sie setzen dich wieder in den Zug Richtung Ausschwitz.
Schüler: Aber was war mit den ganzen Kindern der Familien?
Schüler: Wie gesagt Kinder dürfen nicht unterrichtet werden und so können sie weder lesen noch schreiben. Selbst das Malen und zeichnen wird mit Schlägen bestraft. Einige jüdische erwachsenen kümmern sich um die Kinder vor allem um die verwaisten, die ihre Eltern bereits durch Tod oder Deportation verloren haben. Es gibt sogar einige Lehrer, die heimlich unter Androhung der Todesstrafe die Kinder da im Ghetto unterrichten.
Schüler: Aber die Kinder überleben?
Schüler: Ich habe von einer Geschichte erfahren in der um die 1000 Kinder in Theresienstadt ankamen. Sie hielten sich an den Händen, die Älteren halfen den Jüngeren, so marschierten die kleinen Jammergestalten durch den strömenden Regen. Eine Kolonne wandelnder Geister in nassen Lumpen, die an ihren mageren Körpern klebten. Sie lebten einige Monate in der Stadt und wurden medizinisch behandelt, viele waren durch Unterkühlung, Schläge und fehlendem Essen sehr krank geworden. Eines nachts waren sie verschwunden. Offizielle wurden sie in einen Zug nach Palästina gesetzt, aber es ist sicher, dass dieser Zug mit über tausend Kindern nach Auschwitz in den Tod ging.
Schüler: Aber die Alten waren in dieser Stadt die der Führer den Juden geschenkt hatte sicher?
Schüler: Alten Sie beendeten ihre Reise auf einem dreckigen Dachboden, in einem nassen Keller, in einem überfüllten Kasernenraum, dreckig, hungernd und frierend. Es war ein phantastischer Betrug, der Tausende das Leben kostete. Innerhalb weniger Tage erkrankten diese alten Menschen an Durchfall, an Lungenentzündung und anderen Infektionskrankheiten. Sie starben auf dem nackten Fußboden. Die Lebensmittelrationen erreichten die Grenze des Existenzminimums. Verfaulte Kartoffeln, Rübenstückchen und verschimmeltes Brot bildeten in dieser Zeit die Haupternährung für die Häftlinge. Besonders die älteren Menschen litten darunter, da sie als nichtarbeitende Ghettohäftlinge die kleinsten Rationen bekamen. Sie irrten im Lager umher, wühlten im Abfall, standen vor den Küchen Schlange und bettelten. Diese alten, gebeugten, zitternden Elendsgestalten schleppten sich in ihren zerrissenen, schmierigen Kleidern durch die Straßen der Stadt und starben zu Dutzenden. Im Juli 1942 starben pro Tag im Durchschnitt 32 Häftlinge, im August waren es 75, im September schon 131.
Theresienstadt bietet doch so viel Kultur- Das Requiem von Verdi zum Beispiel. Kann es so schlimm sein, wenn die Leute noch Theater spielen?
Schüler: Theater haben sie gespielt- mit knurrenden Mägen sahen sie zu, mit zerschlagenen Händen applaudierten sie und mit verzweifelten Seelen sehnten sie sich nach Ablenkung. Selbst viele der Künstler sind nach Ausschwitz gebracht worden.
Schüler: Aber der das Rote Kreuz hat doch geschrieben Theresienstadt habe eine hervorragende Ausstattung und die Menschen wäre alle gut ernährt. Es sei sogar eine ganz normale Provinzstadt.
Schüler: Das habe ich auch gelesen und den Film habe ich ebenfalls gesehen. Den Film mit dem Friseurladen und dem Cafe in dem sie Juden zeigen, die einen gemütlich einen Kaffee trinken und auf dem alte Menschen in gepflegten Anzügen auf den Parkbänken entspannen. Das Fußballspiel habe ich gesehen mit den fröhlichen Kindern und ich habe gehört wie die alten Herren ihre auswendig gelernten Satz aufgesagt haben: “Mir geht es gut in Theresienstadt. Es fehlt mir gar nichts.“ Sogar in mehreren Sprachen.
Doch alle diese Menschen sind nun tot. Der Junge der das Tor schoss-tot. Der alte Mann, der in die Kamera wank- tot. Die junge Frau, die sich frisch frisieren lies – tot und selbst der Regisseur ist tot. Sie alle wurden deportiert- Auschwitz.
Erzähler:
Nach 1942 deportierte man Tausende von Insassen nach Auschwitz Birkenau. Spätestens seit diesem Zeitpunkt war Theresienstadt ohne Schmetterlinge.
ELI ELI MY GOD Halicha L'kesariya Walk to Caesaria Eli, Eli Shelo yigamer le'olam: Hachol vehayam Rishrush shel hamayim Berak hashamayim Tefilat ha'adam. My God, My God May these things never end: The sand and the sea The rustle of the water The lightning in the sky Man's prayer. ELI ELI MY GOD Halicha L'kesariya Walk to Caesaria Eli, Eli Shelo yigamer le'olam: Hachol vehayam Rishrush shel hamayim Berak hashamayim Tefilat ha'adam. My God, My God May these things never end: The sand and the sea The rustle of the water The lightning in the sky Man's prayer. |
SINGABLE VERSION Eli, Eli I pray that it never will end. The sand and the sea and the waves breaking and sighing and high over the water the wind blowing free. The lightning and rain and the darkness descending and ever and ever the nature of man. As sung by Chaim Topol Deutsch: ELI ELI – Gang nach Caesarea ELI ELI Ich bete, dass es nicht endet. Der Sand und die See Und die Wellen brechen und seufzen Und hoch über den Wassern Der Wind weht frei. Der Blitz und der Regen und die Dunkelheit fallen herab Und immer wieder die Natur Menschen. |
Stolpersteine in Goch |
Stolpersteine-Gruppe1 auf einer größeren Karte anzeigen |
Stolpersteinverlegung Alwine Stern Rosette Stern Jacob Stern Bahnhofstraße 28 |
Stolpersteinprojekt
des Künstlers Günther Demnig |
Der Künstler Gunter Demnig hat das Stolpersteinprojekt ins Leben gerufen. Er möchte an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, indem er vor ihren letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Bürgersteig einlässt. Stolpersteine wurden bereits in mehr als 500 Orten Deutschlands und in mehreren andern europäischen Ländern verlegt. |
Dateiname: |
gored091214_Stern.html |
Datum: |
01.01.15 |
Erstellt von : |
R. Warrener |
Text von: |
Oberstufenschüler der
Gesamtschule Mittelkreis |
Fotografien: |
Simon Kersjes |