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Rede - Blumenplatz 4

Franz Schneider

Rednerin:

  • Rahel Schaller
Franz Schneider
Franz Schneider
(B15)


Franz Schneider


Als am 28. Februar 1933 mit dem Erlass der Notverordnung „Zum Schutz von Volk und Staat“. die Grundrechte aufgehoben und die gesetzliche Grundlage für die Errichtung von Konzentrationslagern geschaffen wurden, konnten ohne richterliche Kontrolle Personen auf unbeschränkte Zeit inhaftiert, Hausdurchsuchungen durchgeführt, Telefongespräche abgehört, Briefe geöffnet, Zeitungen verboten und zensiert, Parteien, Vereine und Organisationen aufgelöst, Eigentum beschlagnahmt und Versammlungen verboten werden.

Es folgte im Deutschen Reich eine Verhaftungswelle. Alleine in Goch werden vier Kommunisten verhaftet. Der Kommunist und Leiter des Kampfbundes gegen den Faschismus (KGF), Franz Schneider, konnte noch rechtzeitig vor der Verhaftung aus seiner Wohnung Blumenplatz 4 fliehen. Am 6. März wurde der flüchtige Franz Schneider in Kellen verhaftet und ins Klever Gefängnis gesteckt. Am 22. April 1933 wurde er von der SA-Wachmannschaft des Gefängnisses getötet.

Gertrud Schroer, die Verlobte des Gefängnisinsassen Hans Brendgenz, der 1942 hingerichtet wurde, gab die Beobachtungen des Brendgenz zu diesem Vorfall 1946 zu Protokoll: „An dem fraglichen Tage hatte die SA-Wachmannschaft wieder scharf getrunken und tobte und grölte durch das Gefängnis und die politischen Gefangenen hatten das Gefühl, dass irgend ein Unheil geschehen würde. Franz Schneider sollte das Opfer sein. Plötzlich erschienen SA-Männer mit Franz Schneider auf dem Hof. Sie schrien und tobten und warfen ihm vor, Waffen und Munition zwecks Versteckens in die Niers geworfen zu haben. Sie schlugen auf Franz Schneider ein, der auf dem Hof den Schlägen zu entgehen versuchte. Unter Johlen und Schreien, mit den Rufen „Du rotes Schwein“ schlugen sie mit den Gewehrkolben auf ihn ein. Franz Schneider rannte hin und her, brach zusammen, raffte sich wieder auf und versuchte verzweifelt vor den Schlägen zu flüchten. Einer bemühte sich immer, ihn gegen die Hoden zu schlagen. Franz Schneider brüllte oft vor Schmerz. Das Blut lief ihm zuletzt aus Nase, Mund und Ohren; immer öfter brach er zusammen und stöhnte nur noch. In einer Ecke fiel er schließlich hin und regte sich nicht mehr. Er war tot. Trotzdem versetzten die SA-Männer dem Toten noch Fußtritte und schrien: „Du rotes Schwein, verstell dich doch nicht, du bist ja nicht ohnmächtig, steh doch auf!“ Schließlich packten 2 SA-Männer den Toten unter die Arme und schleiften ihn schüttelnd, um Leben vorzutäuschen, während ein anderer hinter ihm herging und dem Toten noch Fußtritte versetzte, unter dem immer wiederholten „Verstell dich doch nicht, du rotes Schwein!“ fort. So wurde unter Schreien, Toben und Geschimpfe mit Gepolter der tote Franz Schneider von seinen Mördern in seine Zelle geschleift. Am nächsten Tag wurde durch das Gefängnis die Nachricht verbreitet, Franz Schneider habe „Selbstmord“ begangen und „der Feigling Schneider“ ist anlässlich einer Vernehmung in einen Luftschacht gesprungen und umgekommen.“

Die Tageszeitung meldet daraufhin den Selbstmord von Schneider und das Auffinden eines Waffenlagers in einer Wiese bei Goch. Dabei soll es sich um das Kriegsgerätelager von Franz Schneider handeln. Sichergestellt wurden 6 Flügelminen, 22 Eierhandgranaten, 20 Handgranatenzünder und 20 Dynamitsprengpatronen.

1959 wurde der Mörder des „Widerstandskämpfers“ Franz Schneider, der ehemalige Klever Polizeimeister Franz Peters, wegen Körperverletzung im Amt mit Todesfolge mit Gefängnis für drei Jahre und sechs Monate bestraft.

Die Stadt benannte Jahre später eine Straße nach dem ermordeten Franz Schneider.

In der Frühphase der Verfolgung verhaftete die Gestapo 60.000 kommunistische und sozialdemokratische Aktivisten, von denen 2.000 dabei ihr Leben verloren.


Text: Hans Joachim Koepp

 


Infos
Stolpersteine in Goch

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Stolpersteinverlegung
Franz Schneider
Blumenplatz 4






Stolpersteinprojekt des Künstlers Günther Demnig

Stolperstein Selma Devries

Der Künstler Gunter Demnig hat das Stolpersteinprojekt ins Leben gerufen. Er möchte an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, indem er vor ihren letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Bürgersteig einlässt. Stolpersteine wurden bereits in mehr als 500 Orten Deutschlands und in mehreren andern europäischen Ländern verlegt.

weitere Informationen...






Dateiname:
gored091214_Schneider.html
Datum:
01.01.15
Erstellt von :
R. Warrener
Text von:
Hans-Joachim Koepp
Fotografien:

  Simon Kersjes
Operfoto StaG