Leider wissen wir nicht viel über Onkel Anton, sein Vater, mein Urgroßopa, und seine Brüder, einer davon war mein Opa, haben nie über ihn gesprochen. Alles, was wir wissen, hat meine Oma uns erzählt, die ihn auch oft in Bedburg besucht hat.

Ich wusste schon als kleines Kind, daß es einen Onkel Anton gegeben hatte; ich wusste auch, dass er von den Nazis umgebracht wurde, weil er krank war. Das war auch der Familie klar - als die Todesnachricht kam und die Asche gegen eine Gebühr gekauft werden konnte, hat mein Uropa gesagt: "Die Asche können sie behalten, wer weiß, von wem die ist."

Meine Oma schildert Onkel Anton als netten, intelligenten Menschen, sie schien nicht zu wissen, warum er überhaupt in die Klinik gebracht worden war. Meine Mutter erinnert sich daran, dass er sich immer sehr freute, sie und ihren Bruder zu sehen. Sie hat sich nur gewundert, warum er immer im Bett lag.

Ich schließe aus den Krankenakten, dass Onkel Anton wohl an einer Erkrankung des schizophrenen Formenkreises litt, die offenbar in den ersten Jahren nach dem damaligen medizinischen Kenntnisstand behandelt wurde. Später ist es wohl zu einer deutlichen Vernachlässigung der Kranken auch bzgl. der Ernährung gekommen. Kurz vor dem Abtransport wog Anton bei einer Größe von 1,74m nur noch 50 kg.

Anton hat nie ein Grab bekommen, und ich finde, das ist das Mindeste, was jedem Menschen zusteht. Wir als Familie sind deshalb froh, dass es jetzt diesen Stolperstein gibt, mit seinem Namen und den Daten. So ist wenigstens ein bisschen von ihm übriggeblieben. Dafür sind wir dankbar.

Text: Lydia Schaap