Besuch der Familie Weiner, Cohen
in Goch
Während der Pressekonferenz am 27.02.2015 berichtete Susan
Weiner-Gross, dass sie in der Neujahrsnacht vom 31.12.2006 auf den
1.1.2007 nach einer Feier noch nicht schlafen konnte und im Internet
forschte. Seit einiger Zeit interessierte sie sich für die Geschichte
der Familie in der Zeit des Nationalsozialismus. Plötzlich stieß sie
auf ein Bild ihres Großvaters Aron Oppenheimer. Das Bild war Teil einer
Schulwebseite der Gesamtschule Mittelkreis, die Mitte 2006 mit
Schülerinnen und Schülern verschiedener Informatikkurse unter meiner
Leitung erstellt worden war.
Susan beschloss, Kontakt aufzunehmen. Am 1.1.2007 erhielt ich
eine Email von Susan und kurze Zeit später von Leah Willner, die im
Alter von vier Jahren Goch verlassen hatte. Dies war die erste Email
von Angehörigen ehemaliger jüdischer Einwohner Gochs. Natürlich war ich
aufgeregt und freute mich über die vielen interessanten Informationen
aus erster Hand und über die Bilder, die den bekannten Namen nun ein
Gesicht gaben. Leah benachrichtigte ihren Cousin Micha Ofir
(Oppenheimer) in Israel und so erhielt ich auch von dieser Seite
zahlreiche Informationen und Bildmaterial über alle Familienangehörigen
der Oppenheimerfamilie. Plötzlich wurden aus den wenigen Informationen,
die bis dahin vorgelegen hatten, umfassende und ergreifende
Lebensgeschichten. Obwohl ich mich im Studium schwerpunktmäßig mit dem
Thema Nationalsozialismus beschäftigt hatte, lernte ich hier eine ganz
andere, ganz persönliche und regionalgeschichtliche Sichtweise auf diese
Zeit kennen. Diese Geschichten spielten sich nicht im fernen München
oder Berlin ab. Sie waren auf Goch bezogen. Es sind die Geschichten von
Menschen, die hier gelebt hatten. Große Unterstützung erhielt ich vom
Stadtarchivar Hans-Joachim Koepp, der mich bei meinen Recherchen
tatkräftig unterstützte, so dass ich auch von Gocher Seite Informationen über die Familien zusammentragen konnte.
Durch diesen Kontakt zu Leah Cohen, geb. Willner, und Micha
Ofir wurde aus dem Schulprojekt, das für mich eigentlich abgeschlossen
war, eine Herzensangelegenheit. Mein Ziel wurde es, weitere
Lebensgeschichten zu entdecken und dazu beizutragen, dass diese
Geschichten in Goch nicht vergessen würden.
Die Initiative der Leni-Valk-Realschule, Stolpersteine für die
Familie Valk verlegen zu lassen, führte dann zur Gründung der
Stolpersteininitiative und zur Tatsache, dass wir bis heute über 60
Stolpersteine verlegen lassen konnten, die von Gocher Bürgern finanziert wurden.
Für die Stolpersteinverlegung am 27.02.2015 wählten wir drei Familien mit heute noch lebenden NS-Opfern
aus. Werner Cohen ist heute 94 Jahre und lebt in Argentinien, Lore Kann
ist 91 und lebt in einem Altersheim in Soes t(NL). Eva Willner ist mit
78 Jahren die Jüngste dieser Gruppe.
Nachdem ich die Familien über die anstehende
Stolpersteinverlegung informiert hatte, freute ich mich sehr, dass Eva
Weiner-Willner mit ihrer Familie die Einladung annahm. Sie und ihre
Töchter Susan Weiner-Gross und Lisa Weiner-Gross sowie ihr Neffe Daniel
Cohen (Sohn von Leah Cohen) kamen für zwei Tage nach Goch. Leider war
Leah Cohen Ende 2007 verstorben. Für
alle Beteiligten war die Erinnerung, der Austausch von Informationen und die Begegnung etwas ganz Besonderes.
Nach der Stolpersteinverlegung am Freitag und dem
Ausstellungsbesuch am Freitagabend. Besuchte die Familie am Samstag
Gräber von Verwandten auf dem jüdischen Friedhof und machte einen
Stadtrundgang auf den Spuren ihrer Familie und der jüdischen Geschichte
Gochs.
Ruth Warrener
Pressekonferenz
am 27.02.2015 - 13:00 Uhr
Pressekonferenz mit der Familie Weiner, Cohen und Mitgliedern der Stolpersteininitiative
und der Presse
Stolpersteinverlegung für die Opfer der Familie Willner
- Voßstraße 42 -
Eva Weiner (rechts im Bild) betrachtet die Stolpersteine für sich und ihre Familie.
Links kniend fotografiert ihre Tochter die Stolpersteine.
Gedankenaustausch und Ausstellung im Museum
27.02.2015 - 18:30 Uhr
Links im Bild ist Eva Cohen (roter Pullover) zu sehen.
Übergabe eines Geschenks von Schülerinnen der Klasse 6e der
Gesamtschule Mittelkreis an Eva Weiner-Willner,
die am 27.02.2015 selbst einen Stolperstein erhielt.
v.l. Eva Weiner-Willner und Elise
van Maasakker
Besuch des jüdischen Friedhofs an der Reeser Straße
28.02.2015
Eva Cohen (mitte) vor dem Grab ihres Großvaters Aron Oppenheimer
Insgesamt sind vier Familienmitglieder der Familie Oppenheimer auf dem
jüdischen Friedhof an der Reeserstraße begraben.
Stadtrundgang auf den Spuren der jüdischen Geschichte Gochs
Stadtrundrang auf den Spuren der Familiengeschichte
(v.l.: Eva Weiner, Daniel Cohen, Lisa Weiner-Gross, Ruth Warrener, Lisa Weiner-Gross)
Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdische Synagore in Goch
(Herzogenstraße 8)
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