Ludwig (Luis) HartogBahnhofstraße 29Ludwig Hartog war mit Minna Rosenheim verheiratet. Sie starb 1884 mit 30 Jahren wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter Anna. Der Witwer zog seine drei Kinder alleine auf. Schrittweise baute der Kaufmann die Gocher Lederwerke zusammen mit den Gebrüdern Heymann und Isaak Sternefeld auf. Sein Enkelsohn Walter Stern, gelernter Ledertechniker, sollte einmal die Firma übernehmen. Die Familie hatte einen intensiven Kontakt zu Minnas Bruder Heinrich Rosenheim und dessen Frau Clara in Paris. Die jüdische Gemeinde profitierte von dieser Verbindung, da die Rosenheims viele Projekte finanzierten. Die Renovierung der jüdischen Schule, der Synagoge und des Gemeindehauses wurden von ihnen unterstützt. Die Masernepidemie in Goch veranlasste die Rosenheims zu einer großzügigen Geldspende zur Errichtung einer Quarantänestation. Es entstand 1910 die Isolierstation, das so genannte Marienhaus des Wilhelm-Anton-Hospitals. Zum Andenken an die Nichte Anna, die mit 22 Jahren verstarb, gründeten die Eheleute Rosenheim im Jahre 1906 in Goch eine wohltätige Stiftung zur Unterstützung bedürftiger Handwerker und Gewerbetreibender, die Anna-Hartog-Stiftung. Bei den „Gocher Stadtratsmusikanten“ ist auch Louis Hartog als Ratsmitglied dargestellt. Das Relief wurde von dem bekannten Gocher Künstler Ferdinand Langenberg erstellt und befand sich im Haus des Architekten Jansen. Es zeigt den Gocher Stadtrat als Musikkapelle, die vom Bürgermeister dirigiert wird. Luis Hartog spielt links die Violine. Für seine Verdienste um die Stadt Goch und anlässlich seines 80. Geburtstags erhielt er 1928 den Ehrenbürgerbrief. Diesen gab er vor seiner Emigration aus Protest an die Stadt Goch zurück. Von 1933 bis 1935 lebte auch sein Enkel Hermann Stern in Goch. Er war der Sohn von Louis Hartogs Tocher Eleonore und war Gerichtsassesor.
Im Anschluss an seinen Aufenthalt in Goch zog er nach Paris. Von
dort zog er nach Südafrika und lernte dort seine Ehefrau Miriam kennen.
Er hatte vier Söhne und zog in den 50er-Jahren nach Scarsdale New York. Familie Walter SternNordring 4Walter
Stern war ebenfalls ein Enkelsohn von Louis Hartog. Er war Ledertechniker und
Mitinhaber der Firma „Gocher Lederwerke“. Am 29.10.1939 wanderte die
Familie in die Niederlande aus. Sie wohnte zunächst in Breda in der
Irenestraat. Im Oktober 1940 musste die Familie umziehen. Nach dem Einmarsch der Deutschen im Mai 1940 war es deutschen Juden nicht erlaubt, in Küstennähe zu wohnen. Die Familie hielt sich einige Monate im Dorf Waspik auf, das ungefähr 20 km von Breda entfernt war. Walter Stern arbeitete dort in der „Neederlandse Chroomlederfabrik“. Er stellte viele Anträge, um nach Breda zurückzukehren zu können. Diese wurden aber vom Bürgermeister abgewiesen. Erst Ende 1941 erhielt die Familie die Erlaubnis, wieder in Breda zu wohnen. Sie lebte dort in der Artilleriestraat 1. Am 3. Juli 1942 wurde Walter Stern verhaftet, weil er einen Rundfunkempfänger im Haus hatte. Er wurde im Lager Haaren (Polizei- und Untersuchungsgefängnis des Sicherheitsdienstes Herzogenbusch) inhaftiert. Von dort kam er am 13. August 1942 ins Lager Amersfoort. Im August erhielten Walter Stern und seine Familie die Information, dass sie Ende August bzw. Anfang September deportiert werden sollten. Clara hielt sich zu dieser Zeit mit Rolf-Peter in Breda auf. Sie sollte am 28. August 1942 von Herzogenbusch aus mit Rolf-Peter ins Durchgangslager Westerbork deportiert werden. In der Nacht vom 26. auf den 27. August hat sie sich im Alter von 35 Jahren durch Gas das Leben genommen. Als der Judenrat am frühen Morgen von den Polizeibehörden benachrichtigt wurde, sorgte Henry Samuel, Direktor der zuvor genannten Chroomlederfabrik und Vorsitzender des Judenrats, dafür, dass Rolf-Peter von der Deportationsliste genommen wurde. Er kümmerte sich auch darum, dass Rolf-Peter bei Verwandten in Rotterdam unterkommen konnte. Am 31. August 1941 wurde Klara Stern auf dem jüdischen Friedhof in Oosterhout (ca. 7 km von Breda) beerdigt. Ihr Ehemann Walter wurde war für einen Transport nach Auschwitz vorgesehen. Er verstarb am 5. September 1942 in KZ Mauthausen im Alter von 39 Jahren. Als vermeintliche Todesursache wurde „Lungenentzündung“ eingetragen. Zu dieser Zeit wurden aufgrund der Überfüllung von Auschwitz viele Deportierte in Cosel (Oberschlesien) vom Transport getrennt und in andere Konzentrationslager überführt (8). Rolf Peter wohnte eine zeitlang bei Verwandten namens van Iterson in Rotterdam (9). Aber im April 1943 bekam auch diese Familie eine Deportationsaufforderung. Rolf-Peter kam am 10. April 1943 im Lager Westerbork an. Rolf-Peter lebte noch 3 Monate in Westerbork, bevor er am 20. Juli 1943 auf einen Transport Richtung Vernichtungslager Sobibor geschickt wurde. Die Zugfahrt dauerte vier Tage. Im Viehwagon eng zusammengequetscht mussten alle auf dem Boden sitzen oder stehen. Normalerweise gab es einen Eimer Wasser und einen Eimer, den alle als Toilette nutzen konnten. Rolf-Peter wurde wie fast alle anderen 2209 Menschen auf diesem Transport unmittelbar nach der Ankunft vergast. Er war zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt. 1 schriftliche Information von Virginia van Leer Dittrich
(Tochter von Ursula Hartog) bezüglich des Selbstmords von Klara Stern (http://www.communityjoodsmonument.nl/person/112718/nl) 9 - Bericht über eine Rede zur Eröffnung des Kinderdenkmals in Rotterdam durch Inez Linthorst-van Iterson. http://www.levendjoodsgeloof.nl/sites/all/files/users/admin%20levend/ljg_sjawoet_rdam13.pdf |
Nachname |
Vorname |
Geburtsort u. - datum |
Gest., Ort |
Straße |
verheiratet |
Kinder |
Bemerkungen |
. |
HARTOG |
Ludwig (Louis) |
4.5.1848 Goch |
9.4.1939 Den Haag/NL |
Bahnhofstr. 29 |
Minna (Wilhemmina) Rosenheim |
|
Fabrikant, Mitinhaber der Gocher Lederwerke. Seit 1928 war Louis. Hartog Ehrenbürger der Stadt Goch. Im Juni 1938 verreiste er in die Niederlande (Den Haag) und kehrte nicht mehr nach Goch zurück. |
e |
STERN |
Hermann |
20.9.1900 Mönchengladbach |
April 1984 Westchester, NY |
Bahnhofstr. 29 |
Minna (Wilhemmina) Rosenheim *12.5.1854 Goch gest. 28.05.1884 Goch |
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Zog am 22.7.1933 von Berlin kommend zu und meldete sich am 3.1.1935 nach Paris ab. 1938 Flucht Südafrika 50er- Jahre Scarsdale NY |
Nachname |
Vorname |
Geburtsort u. - datum |
Gest., Ort |
Straße |
verheiratet |
Kinder |
Bemerkungen |
. |
STERN |
Walter |
1.7.1903 Mönchengladbach |
5.9.1942 KZ Mauthausen |
Nordring 4 |
Klara Gompertz |
Eltern: |
Ledertechniker, Mitinhaber der Firma »Gocher Lederwerke«, Am 29.10.1939 wanderte die Familie in die Niederlande aus. Sie wohnten zunächst in Breda in der Irenestraat und später in der Artilleriestraat 1. Walter Stern wurde Ende August bzw. Anfang September 1942 Richtung Auschwitz deportiert. Er verstarb am 5.9.1942 wenige Tage nach der Deportation im KZ Mauthausen.
|
k |
STERN |
Klara (Claire) |
4.5.1907 Krefeld |
27.08.1942 Breda | Nordring 4 |
Walter Stern |
s.o. |
Am 29.10.1939 wanderte die Familie in die Niederlande aus. Klara Stern verübte am 27.8.1942 in den NL Selbstmord, als sie von der bevorstehenden Deportation erfuhr. |
e |
STERN |
Rolf-Peter |
14.9.1932 Krefeld |
gest. 23.7.1943 |
Nordring 4 |
- |
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Im Oktober 1939 wanderte die Familie in die Niederlande (Breda, Rotterdam) aus. Am 10.4.1943 kam Rolf-Peter ins Durchgangslager Westerbork. Von dort wurde er am 20.7.1943 nach Sobibor deportiert. Rolf Peter verstarb im Alter von 11 Jahren im KZ Sobibor am 23.7.1943. Vermutlich wurde er unmittelbar nach seiner Ankunft vergast. (Quelle Zeugenaussage Yadvashem) |
k |
Luis (Ludwig) Hartog |
Haus der Familie Hartog |
Luis Hartog mit Ursula und Henriette Hartog sowie Frau Schwab (Haushälterin) v.l. |
Luis Hartog mit seiner Tochter Eleonore seinem Enkelsohn Walter sowie dem Urenkel Rolf-Peter |
Walter Stern (links) und sein Sohn Rolf Peter |
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Walter und Claire Stern (von links) mit Freunden im Sommerurlaub im Seebad Knokke in Belgien |
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Das Relief des Künstlers Ferdinand Langenberg zeigt den Gocher Stadtrat
als „Stadtmusikanten“. Luis Hartog spielt links die Violine. |
Eine Gocher Straße wurde nach Luis Hartog benannt
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Grabstein von Minna Hartog, der Ehefrau von Luis Hartog. Sie wurde auf dem Friedhof Kalkarer/Pfalzdorfer Straße begraben. |
Eleonore Hartog
Mutter von Luis Hartog
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David Hartog Vater von Luis Hartog |
Dateiname: | fhartog.htm |
Datum: | 18.2.2016 |
Erstellt von: | Ruth Warrener |
Fotografien/Bilder: | Ruth Warrener, Stadtarchiv |
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