Familie Aron Oppenheimer

Ludwig und Else Willner

Geschichte einer Emigration
und eines Neuanfangs in den Vereinigten Staaten

  Pos1  

Unbedenklichkeitsbescheinigung
Bescheinigung der Stadthauptkasse, dass die Bürgersteuer bezahlt worden war (1937)

Alle, die Deutschland verlassen wollten, benötigten eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. Diese steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung, dokumentierte, dass alle steuerlichen Abgaben geleistet wurden.

Diese Bescheinigung musste der Pass-Stelle zur Beantragung eines gültigen Reisepasses sowie der Devisenstelle zur Beantragung der Mitnahme von Vermögen und Umzugsgut vorgelegt werden.

Bürgschaft
Bescheinigung, dass Benjamin Moss, wohnhaft in Long Island City of New York, seinen Neffen Ludwig Willner finanziell unterstützen würde, wenn er in die Vereinigten Staaten einwandert.

Nicht Jeder, der auswanderen wollte, konnte dies ohne Weiteres tun. Zahlreiche Länder hatten Einwanderungsquoten (Vereinigte Staaten: 27.300) pro Jahr. Um bei der Einwanderung Berücksichtigung zu finden musste man bestimmte Kriterien erfüllen. Wichtig war es auch, Jemanden zu finden, der für die Person bürgt. So wollte man sicherstellen, dass der Einwanderer dem Land nicht zur Last viel.

 

Anzahl der jüdischen Auswanderer in untenstehende Länder:

  • Shanghai: 10.000 (ohne E.-quote)
  • Vereinigte Staaten: 130.000
  • Australien: 6500
  • Lateinamerikanische Staaten (Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko): 85.000
  • Palästina: 55.000 (12.000 illegal)
  • Belgien, Niederlande, Frankreich: 30.000

Bürgschaft

Bestätigung der Verwandten, dass Ludwig Willner in Deutschland aufgrund seiner Religion keine Arbeit findet und dass die Unterzeichner mit ihm verwandt sind.

STATE OF NEW YORK
CITY OF NEW YORK
COUNTY OF QUEENS

Frieda Moss und Benjamin Moss, beeing duly aworn, depose and say: That they reside at 30-24 36th Street, Astoria, Long Island.

That due to the present political situation in Germany Ludwig Willner, a nephew of your deponents is unable to earn his own living due to the fact that he is of Jewish decent.

That Ludwig Wilner has been able to support himself, up to the present times. However, we guarantee, to take care of him until such time as when he can take care of himself.

That the deponents guarantee to take care of the immigrant, Ludwig Willner, upon his arrival in the United Staates.

That the relationship between the undersigned, Frieda Moss nee Adler, and the immigrant, Ludwig Wilner is as follows: He is the son of my sister Lena Willner nee Adler. Therefore he is my newphew.

Sworn to before me this
6th day of July 1936


Übersetzung

STATE OF NEW YORK
CITY OF NEW YORK
COUNTY OF QUEENS

Frieda Moss und Benjamin Moss, die pflichtgemäß informiert wurden, hinterlegen und bestätigen: Dass sie in der 30-24 36ten Straße, Astoria, Long Island wohnen.

Dass Ludwig Wilner, ein Neffe der Bürgenden, durch die gegenwärtige politische Situation in Deutschland nicht in der Lage ist, für seinen eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, da er jüdischer Abstammung ist.

Dass Ludwig Wilner bisher in der Lage war selbst für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Trotzdem garantieren wir, solange für ihn zu sorgen, bis er für sich selbst sorgen kann.

Dass die Bürgenden garantieren für den Einwanderer Ludwig Willner Sorge zu tragen sobald er in den Vereinigten Staaten ankommt.

Dass das Verwandtschaftsverhältnis zwischen den Unterzeichnenden, Frieda Moss geb. Adler, und dem Einwanderer Ludwig Wilner folgendermaßen ist: Er ist der Sohn meiner Schwester Lena Wilner geb. Adler. Somit ist er mein Neffe.

 

In meiner Anwesenheit beschworen an diesem 6ten Tag des Juli 1936

Reisepass von Else Willner
Der Reisepass wurde kurz vor der Ausreise am 2.9.1938 ausgestellt.

Im Pass sind auch die Kinder Lea und Eva Willner eingetragen

Reisepass (s.o.)

 

Der Pass galt nur für eine Ausreise nach Amerika, man erhielt ihn nur, wenn man einen langen bürokratischen Weg mit vielen Schikanen durchlaufen hatte.

 

Richard Willstätter schreibt in seinen Erinnerungen:
"Und nun begann auf Monate hinaus worauf ich gar nicht vorbereitet war, das tägliche Laufen zu den vielen beteiligten Behörden, das Anstehen vor den städtischen und staatlichen Kassen, Zollfandungsstelle, Devisenstelle und Devisenüberwachungsstelle fast täglich stundenlanges Warten auf den Korridoren. Demütigungen vor überheblichen Unterbeamten."
(http://holocaust.juden-in-europa.de/shoah/progrom/program-1.htm)

 

Quellen:

Neben den im Impressum angegebenen allgemeinen Quellen sind hier insbesondere zu nennen:

Dateiname: foppen2a.htm
Datum: 29.12.2007
Erstellt von: Ruth Warrener
Fotografien: Ruth Warrener