Leni Valk wurde 1933 in Goch als Kind jüdischer Eltern geboren. Sehr früh musste sie erfahren, was es bedeutete in dieser Zeit als Jüdin ausgegrenzt zu werden. Als sie vier Jahre alt war, wollte sie wie jedes andere Kind in den Kindergarten gehen. Dies war jedoch nicht möglich, da eine Gocherin nicht wollte, dass ihre Tochter mit jüdischen Kindern spielte. 1938 in der Reichsprogromnacht erleben Leni und ihre Mutter, wie in der gleichen Straße die Gocher Synagoge abgebrannt wird. Sie konnten die Flammen von ihrem Wohnhaus aus beobachten. In der gleichen Nacht wurde die Wohnung durchsucht. Am nächsten Morgen wurde der Vater verhaftet und kurze Zeit später ins KZ Dachau deportiert. Nach der Reichsprogromnacht wurde verkündet, dass jüdische Kinder keine öffentlichen Schulen besuchen dürfen. Da das Leben in Deutschland immer schwieriger wurde, beschloss die Mutter, Leni zu ihrem Onkel Isaak nach Leeuwarden zu schicken. Ein Freund brachte Leni über die Grenze in die Niederlande nach Boxmeer. Dort kaufte er Leni (5 Jahre) eine Karte und hängte ihr ein Schild um den Hals, auf dem stand: "Bitte helft dem Kind: Zielort Leeuwarden". Nach einer langen Fahrt kam Leni bei ihrem Onkel an. In den Leeuwarden wohnte sie mit ihrem Onkel Isaak Valk und ihrer Tante Hertha sowie ihrem Cousin Josef und einer Cousine Hildegard Susanne am Molenpad 71. Dort besuchte sie zunächst eine niederländische und später eine jüdische Schule. Durch Briefe stand sie weiterhin mit ihren Eltern in Kontakt. Sie erfuhr jedoch nicht mehr, dass ihre Eltern am 10.12.1941 nach Riga deportiert wurden. Nach der Besetzung der Niederlande durch die Deutschen musste sie einen Judenstern tragen. Am 5.10.1942 wurde Leni gemeinsam mit ihrer Tante Hertha und ihrem Cousin Josef ins niederländische Durchgangslager Westerbork gebracht. Ihr Onkel Isaak war schon im August in dieses Lager deportiert worden. Kurze Zeit später kam auch ihr Onkel Otto Stern und seine Frau Sophia ins Lager (15.10.1942). Das Ehepaar hatte ursprünglich in Goch gewohnt, war aber 1939 ebenfalls in die Niederlande nach Rotterdam gezogen. Leni konnte jedoch nicht viel Zeit mit ihnen verbringen, da sie zwei Wochen nach ihrer Ankunft bereits nach Auschwitz deportiert wurden. Beide wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft am 2.11.1942 getötet. Lenis Cousine Hildegard Susanne hatte eine Ausbildung zur Krankenschwester in der Psychatrischen Klinik "Centraal Israelitisch Krankzinnigengesticht - Het Apeldoornse Bos" (Zutphenstraat106) in Apeldoorn gemacht. In der Nacht vom 21. auf den 22. Januar 1943 wurde das Krankenhaus geleert und alle 900 Patienten sowie Krankenschwestern wurden nach Auschwitz deportiert. Dort kamen sie am 24.1.1943 an und nahezu alle wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Hildegard Susanne verstarb am 25.1.1943. im Alter von 19 Jahren. Alle Insassen von Westerbork hatten am Dienstag jeder Woche Angst, auf einer der Deportationslisten zu stehen und am gleichen Tag nach Auschwitz oder in ein anderes Lager transportiert zu werden. Im Februar 1943 stand dann auch ihr Cousin Josef auf einer dieser Listen und kam mit 1108 anderen Juden nach Auschwitz, wo er unmittelbar nach seiner Ankunft am 19.02.1943 ermordet wurde. Leni lebt noch 3 weitere Monate in Westerbork bis sie am 18. Mai 1943 selbst im Alter von 9 Jahren mit 2599 anderen Juden in einen dieser Züge einsteigen musste. Sie kam nach 4-tägiger Zugfahrt, bei der viele Leute in einen Viehwagon gequetscht wurden und sich einen Eimer Wasser und einen Eimer als Toilette teilen mussten, gemeinsam mit ihrem Onkel Isaak und ihrer Tante Hertha iim Vernichtungslager Sobibor (Polen) an. Am Tag ihrer Ankunft, am 21.5.1943, wurden Leni und ihre Verwandten vergast.
Quelle:
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Leni Valk |
Leni mit ihrer Mutter Erna Valk |
Leni mit ihrem Vater Walter Valk |
Leni mit ihrer Tante Sophia, ihrem Onkel Otto ihrer Mutter und ihrem Vater |
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Familie des Onkels Isaak Valk in Leeuwarden (NL), Molenpad 71
neward |
Leni-Valk-Realschule in Goch |
Nach Leni wurde in Goch auch eine Straße benannt |
Dateiname: | vfvalkl.htm |
Datum: | 02.06.2005 |
Erstellt von: | Ruth Warrener |
Fotografien: | Stadtarchiv, JHM-Amsterdam |