In Goch leben seit dem 13 Jh. Juden. Erst im 16. Jh. ist eine jüdische Gemeinde nachgewiesen. Am 7. Juni 1812 erfolgte die Einweihung der Synagoge. Zuvor diente das Privathaus Heymann auf der Voßstraße als Synagoge. Im Rahmen der Einweihungsfeiern sollte die Thorarolle in einem Festzug vom Haus der Familie Heymann zur neuen Synagoge gebracht werden. Die Gesetzgebung der Franzosen, die zu dieser Zeit in Goch regierten, erlaubte jedoch keine religiösen Umzüge in der Öffentlichkeit. Mit Hilfe des damaligen Bürgermeisters van den Bosch gelang es jedoch eine Ausnahmeerlaubnis beim Prefekten in Kleve einzuholen. Der Festredner betonte das Thema religiöse Toleranz. Er hob hervor, dass jetzt (unter Napoleon) ein neues Zeitalter angebrochen sei, in dem alle vor dem Gesetz gleich seien. Die Verfolgung sei zu Ende. Sie seien nun Teil der Stadtgemeinde geworden und sollten es noch mehr werden. Der Präfekt sagte u.a. "Wenn sie dem Kaiser dienen und ihre Kinder ebenfalls dazu erziehen, würden sie heimisch werden und bleiben." Der Innenraum wurde 1962 renoviert. Das Gemeindehaus und die jüdische Schule wurden neu erbaut. Finanziert wurde das Projekt v.a. durch Spenden der in Paris lebenden Familie Rosenheim, die mit Luis Hartog verwandt war. "Die Ermordung des deutschen Botschafters in Frankreich durch einen Angehörigen einer deportierten jüdischen Familie nahmen die Nazis zum Anlass, am 9. November 1938 eine allgemeine Aufforderung zur Judenverfolgung zu erlassen. Diese „Aktion gegen die Juden“ sollte in Form spontaner Aktionen erfolgen. Den unteren Gliederungen der NSDAP und der SA fiel die Aufgabe zu, vor Ort den „Volkszorn“ zu mobilisieren. Die Polizei sollte den Ablauf der Aktion garantieren und hierfür gegebenenfalls die SS (=Schutzstaffel) und SD (=Sicherheitsdienst) in Anspruch nehmen und mit der Verhaftung wohlhabender Juden ein Hauptziel des Pogroms realisieren. Der Befehl traf die unteren Führungsebenen von Verwaltung, Polizei und Partei unvorbereitet. Deshalb waren die Akteure des Pogroms in Goch vor allem Mitglieder eines SS-Zuges aus Kevelaer sowie im Zolldienst beschäftigte SS-Männer. Etwa 20 Männer leisteten der Aufforderung Folge und begannen in der Mühlenstraße mit der Zerstörung des Manufakturengeschäfts Hertz, des Haus- und Küchengerätegeschäfts Bruch sowie des Weißwarengeschäfts Hulda Koopmann. Es folgten auf der Voßstraße die Pelzwaren-Häutehandlung Devries und die Bäckerei Bruckmann. Zur Vermeidung von Plünderungen blieben zwei SS-Männer vor den Geschäften Hertz und Bruch als Wache zurück. Die übrigen SS-Schergen, darunter auch Gocher, drangen in die Synagoge ein, demolierten die Einrichtung und setzten das Gebäude in Brand. Außer dem SS-Sturmführer aus Kleve, dem Klever Landrat und dem Bürgermeister von Goch fanden sich die Leiter der Gestapo aus Düsseldorf und Kleve vor der Synagoge ein. Der Feuerwehr wurde die Hilfe untersagt. Auf Befehl des Düsseldorfer Gestapo-Chefs folgten Hausdurchsuchungen bei Bruch, Hertz, Devries und Valk. Straßenkontrollen sollten zur niederländischen Grenze flüchtende Juden festnehmen. Fast alle jüdischen Männer wurden für einige Zeit in Schutzhaft genommen. Die Synagoge brannte zu einem schwelenden Trümmerhaufen nieder. Die zerstörten Geschäfte wurden aufgrund der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ und der „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“ verkauft. Die Stadt Goch erhielt u.a. das Gelände der ehemaligen Synagoge nebst Gemeindehaus und Schule, wo die NSV ohne Zahlung eines Mietzinses untergebracht wurde."
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Auf diesem Bild ist die Gocher Synagoge zu sehen (roter Kreis) |
Photo der Gocher Synagoge. Das Gebäude rechts oberhalb ist die jüdische Schule. Sie lag direkt an der Herzogenstraße 8. |
Im Inneren der Synagoge |
Bauplände der Gocher Synagoge
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Gedenktafel zur Erinnerung an die Vorfälle in der Reichskristallnacht.
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Zur Erinnerung an die Synagoge |
Hauptmotiv ist eine zerbrochene Menora, |
Quelle: Katharina Drießen, Die Gocher Juden im Dritten Reich, PowerPoint-Präsentation des Stadtarchivs Goch
Dateiname: | Synagoge.htm |
Datum: | 02.06.2005 |
Erstellt von: | Ruth Warrener |
Fotografien: | Stadtarchiv, Ruth Warrener |